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Sommer 1888 20 [1-168]

1

Das eherne Schweigen

Fünf Ohren—und kein Ton darin!
Die Welt ward stumm ...

Ich horchte mit den Ohren meiner Neugierde
Fünf Mal warf ich die Angel über mich,
Fünf Mal zog ich keinen Fisch herauf —
Ich fragte—keine Antwort lief mir ins Netz —

Ich horchte mit dem Ohr meiner Liebe

2

Du liefst zu rasch:
jetzt erst, wo du müde bist,
holt dein Glück dich ein.

3

eine verschneite Seele, der
ein Thauwind zuredet

4

ein glitzernder tanzender Bach, den
ein krummes Bett
von Felsen einfieng:
zwischen schwarzen Steinen
glänzt und zuckt seine Ungeduld.

5

Den Verwegnen
hüte dich zu warnen!
Um der Warnung willen
läuft er in jeden Abgrund noch.

6

Gut verfolgt,
schlecht erwischt

7

krumm gehn große Menschen und Ströme,
krumm, aber zu ihrem Ziele:
das ist ihr bester Muth,
sie fürchten sich vor krummen Wegen nicht.

8

Ziegen, Gänse und andere
Kreuzfahrer und was sonst je
der heilige Geist
geführt hat

9

sind dies Stelzen?
oder sind’s des Stolzes starke Füße?

10

geknickt und knechtisch,
anbrüchig, anrüchig

11

unter euch bin ich immer
wie Oel unter Wasser:
immer obenauf

12

ein Saufladen neben jedem Kaufladen

13

Seines Todes ist man gewiß:
warum wollte man nicht heiter sein?

14

schlecht mit sich selber
verheirathet, unfriedlich,
sein eigner Hausdrache

15

der Himmel steht in Flammen, das Meer
speit nach uns

16

das Meer fletscht die Zähne
gegen dich.

17

euer Gott, sagt ihr mir,
ist ein Gott der Liebe?
der Gewissensbiß
ist ein Gottesbiß,
ein Biß aus Liebe?

18

unterhalb meines Gipfels
und meines Eises
noch von allen Gürteln
der Liebe umgürtet

19

wem ziemt die Schönheit?
dem Manne nicht:
den Mann versteckt die Schönheit, —
aber wenig taugt ein versteckter Mann.
Tritt frei herfür, — — —

20

du mußt wieder ins Gedränge:
im Gedränge wird man glatt und hart.
Die Einsamkeit mürbt ...
die Einsamkeit verdirbt ...

21

verkennt ihn nicht!
Wohl lacht er
wie ein Blitz:
aber hinterdrein
grollt zornig sein langer Donner.

22

schon ahmt er sich selber nach,
schon ward er müde,
schon sucht er die Wege, die er gieng —
und jüngst noch liebte er alles Unbegangne!

23

meine Weisheit that der Sonne gleich:
ich wollte ihnen Licht sein,
aber ich habe sie geblendet;
die Sonne meiner Weisheit stach
diesen Fledermäusen
die Augen aus ...

24

sein Mitleid ist hart,
sein Liebesdruck zerdrückt:
gebt einem Riesen nicht die Hand!

25

so ist’s jetzt mein Wille:
und seit das mein Wille ist,
geht Alles mir auch nach Wunsche —
Dies war meine letzte Klugheit:
ich wollte das, was ich muß:
damit zwang ich mir jedes “Muß” ...
seitdem giebt es für mich kein “Muß” ...

26

Hochmüthig gegen kleine
Vortheile: wo ich der Krämer
lange Finger sehe,
Da gelüstet’s mich sofort,
den Kürzeren zu ziehn:
so wills mein spröder Geschmack von mir.

27

kleine Leute,
zutraulich, offenherzig,
aber niedere Thüren:
nur Niedriges tritt durch sie ein.

28

willst du bloß der Affe
deines Gottes sein?

29

deine großen Gedanken,
die aus dem Herzen kommen,
und alle deine kleinen
— sie kommen aus dem Kopfe —
sind sie nicht alle schlecht gedacht?

30

hüte dich,
sei nicht der Paukenschläger
deines Schicksals!
gehe aus dem Weg
allen Bumbums des Ruhmes!

31

willst du sie fangen?
rede ihnen zu,
als verirrten Schafen:
“euren Weg, oh euren Weg
ihr habt ihn verloren”
Sie folgen Jedem nach,
der so ihnen schmeichelt.
“Wie? hatten wir einen Weg?
reden sie zu sich heimlich:
es scheint wirklich, wir haben einen Weg!”

32

zürnt mir nicht, daß ich schlief:
ich war nur müde, ich war nicht todt.
Meine Stimme klang böse;
aber bloß Schnarchen und Schnaufen
war’s, der Gesang eines Müden:
kein Willkomm dem Tode,
keine Grabes-Lockung.

33

unbehülflich wie ein Leichnam,
im Leben schon todt, vergraben

34

strecke die Hand aus nach kleinen Zufällen,
sei lieblich gegen das Unwillkommene:
Gegen sein Schicksal soll man nicht stachlicht sein,
man sei denn ein Igel.

35

Steigt ihr,
ist es wahr, daß ihr steigt,
ihr höheren Menschen?
Werdet ihr nicht, verzeiht,
dem Balle gleich
in die Höhe gedrückt
— durch euer Niedrigstes? ...
flieht ihr nicht vor euch, ihr Steigenden? ...

36

mit erdrosseltem Ehrgeize:
unter solchen gelüstet’s mich,
der Letzte zu sein —

37

dem Gottesmörder
dem Verführer der Reinsten
dem Freund des Bösen?

38

rechtschaffen steht er da,
mit mehr Sinn für das Rechte
in seiner linksten Zehe
als mir im ganzen Kopfe sitzt:
ein Tugend-Unthier,
weißbemäntelt

39

was hilft’s! sein Herz
ist eng und all sein Geist
ist in diesen engen Käfig
eingefangen, eingeklemmt

40

ihr steifen Weisen,
mir ward Alles Spiel

41

liebe ich euch? ...
So liebt der Reiter sein Pferd:
es trägt ihn zu seinem Ziele.

42

enge Seelen,
Krämerseelen!
Wenn das Geld in den Kasten springt,
springt die Seele immer mit hinein!

43

du hältst es nicht mehr aus,
dein herrisches Schicksal?
Liebe es, es bleibt dir keine Wahl!

44

der Wille erlöst.
Wer nichts zu thun hat, dem macht
ein Nichts zu schaffen.

45

die Einsamkeit
Pflanzt nicht: sie reift ...
Und dazu noch mußt du die Sonne zur Freundin haben

46

Wirf dein Schweres in die Tiefe!
Mensch, vergiß! Mensch vergiß!
Göttlich ist des Vergessens Kunst!
Willst du fliegen,
willst du in Höhen heimisch sein:
wirf dein Schwerstes in das Meer!
Hier ist das Meer, wirf dich ins Meer!
Göttlich ist des Vergessens Kunst!

47

                 die Hexe.
wir dachten übel von einander? ...
wir waren uns zu fern.
Aber nun, in dieser kleinsten Hütte, angepflockt an Ein Schicksal,
wie sollten wir noch uns feind sein?
man muß sich schon lieben, wenn man sich nicht entlaufen kann

48

Die Wahrheit —
ein Weib, nichts Besseres:
arglistig in ihrer Scham:
was sie am liebsten möchte,
sie will’s nicht wissen,
sie hält die Finger vor ...
Wem giebt sie nach? Der Gewalt allein! —
So braucht Gewalt,
seid hart, ihr Weisesten!
ihr müßt sie zwingen
die verschämte Wahrheit ...
zu ihrer Seligkeit
braucht’s des Zwanges —
— sie ist ein Weib, nicht[s] Besseres ...

49

ach, daß du glaubtest
verachten zu müssen,
wo du nur verzichtetest! ...

50

Stunde des Abends
wo auch noch das Eis
meiner Gipfel glüht!

51

          Wasserfahrt—Ruhm.
Ihr Wellen?
Ihr Weiblein? Ihr Wunderlichen?
ihr zürnt gegen mich?
ihr rauscht zornig auf?
Mit meinem Ruder schlage ich
eurer Thorheit auf den Kopf.
Diesen Nachen —
ihr selber tragt ihn noch zur Unsterblichkeit!

52

Dergleichen mag nicht widerlegbar sein:
wäre es schon deshalb wahr?
oh ihr Unschuldigen!

53

Auf Höhen bin ich heimisch,
nach Höhen verlangt mich nicht.
Ich hebe die Augen nicht empor;
ein Niederschauender bin ich,
Einer, der segnen muß:
alle Segnenden schauen nieder ...

54

Schon wird er unwirsch,
zackicht reckt
er den Ellenbogen;
seine Stimme versauert sich,
sein Auge blickt Grünspan.

55

ein vornehmes Auge mit
Sammtvorhängen:
selten hell, —
es ehrt den, dem es sich offen zeigt.

56

Milch fließt
in ihrer Seele; aber wehe!
ihr Geist ist molkicht

57

ein fremder Athem haucht und faucht mich an:
bin ich ein Spiegel, der drob trübe wird?

58

schone, was solch zarte Haut hat!
Was willst du Flaum
von solchen Dingen schaben?

59

Wahrheiten, die noch kein Lächeln
vergüldet hat;
grüne herbe ungeduldige Wahrheiten
sitzen um mich herum.

60

Oh ihr glühenden Eise alle!
Ihr Gipfelsonnen meines einsamsten Glücks!

61

Langsame Augen,
welche selten lieben:
aber wenn sie lieben, blitzt es herauf
wie aus Goldschächten,
wo ein Drache am Hort der Liebe wacht ...

62

“zur Hölle geht, wer deine Wege geht?” —
Wohlan! zu meiner Hölle
will ich den Weg mir mit guten Sprüchen pflastern

63

Willst du in Dornen greifen?
Schwer büßen[s] deine Finger.
Greife nach einem Dolch

64

bist du zerbrechlich?
so hüte dich vor Kindshänden!
Das Kind kann nicht leben,
wenn es nichts zerbricht ...

65

auch der Rauch ist zu etwas nütz:
so spricht der Beduine, ich spreche es mit:
du Rauch, kündest du nicht
dem, der unterwegs ist,
die Nähe eines gastfreundlichen Herds?

66

wer heute am besten lacht,
der lacht auch zuletzt.

67

ein müder Wanderer,
den mit hartem Gebell
ein Hund empfängt

68

Milchherz, kuhwarm

69

das sind Krebse, mit denen habe ich kein Mitgefühl,
greifst du sie, so kneipen sie;
läßt du sie, geht’s rückwärts.

70

zu lange saß er im Käfig,
dieser Entlaufne!
zu lange fürchtete er einen
Stockmeister:
furchtsam geht er nun seines Wegs:
Alles macht ihn stolpern,
der Schatten eines Stocks schon macht ihn stolpern

71

Jenseits des Nordens, des Eises, des Heute,
jenseits des Todes,
abseits —
unser Leben, unser Glück!
Weder zu Lande,
noch zu Wasser
kannst du den Weg
zu uns Hyperboreern finden:
von uns wahrsagte so ein weiser Mund.

72

oh diese Dichter!
Hengste sind unter ihnen,
die auf eine keusche Weise wiehern

73

sieh hinaus! sieh nicht zurück!
man geht zu Grunde,
wenn man immer zu den Gründen geht

74

leutselig gegen Mensch und Zufall,
ein Sonnenfleck
an winterlichen Hängen

75

ein Blitz wurde meine Weisheit;
mit diamantenem Schwerte durchhieb sie mir jede Finsterniß

76

rathe, Räthselfreund,
wo weilt jetzt meine Tugend?
sie lief mir davon,
sie fürchtete die Arglist
meiner Angeln und Netze

77

mein Glück macht ihnen wehe:
diesen Neidbolden wird mein Glück zum Schatten;
sie frösteln bei sich: blicken grün dazu —

78

einsame Tage,
ihr wollt auf tapferen Füßen gehn!

79

und nur wenn ich mir selbst zur Last bin,
fallt ihr mir schwer!

80

unbequemlich
wie jede Tugend

81

ein Gefangner, der das härteste Loos zog:
gebückt arbeiten,
im dumpfen dunklen Schachte arbeiten:
ein Gelehrter ...

82

wohin er gieng? wer weiß es?
aber gewiß ist, daß er untergieng.
Ein Stern erlosch im öden Raum:
öde ward der Raum ...

83

noch rauscht die Wetterwolke:
aber schon hängt
glitzernd still schwer —
Zarathustra’s Reichthum über die Felder hin.

84

dies allein erlöst von allem Leiden —
wähle nun:
der schnelle Tod
oder die lange Liebe.

85

nach neuen Schätzen wühlen wir,
wir neuen Unterirdischen:          (“Unersättlichen”)
gottlos schien es den Alten einst,
nach Schätzen aufzustören der Erde Eingeweide;
von Neuem giebt es solche Gottlosigkeit:
hört ihr nicht aller Tiefen Bauchgrimmen-Gepolter?

86

du wirst absurd,
du wirst tugendhaft

87

die heilige Krankheit,
der Glaube

88

bist du stark?
stark als Esel? stark als Gott?
bist du stolz?
stolz genug, daß du deiner Eitelkeit dich nicht zu schämen weißt?

89

sie haben ihren Gott aus Nichts geschaffen:
was Wunder: nun ward er ihnen zu nichte —

90

ein Gelehrter alter Dinge
ein Todtengräber-Handwerk,
ein Leben zwischen Särgen und Sägespähnen

91

übereilig
gleich springenden Spinnenaffen

92

da stehn sie da,
die schweren granitnen Katzen,
die Werthe aus Urzeiten:
wehe! wie willst du die umwerfen?

93

ihr Sinn ist ein Widersinn,
ihr Witz ist ein Doch- und Aber-Witz

94

fleißig, traulich:
goldhell kommt mir jeder Tag
und gleich herauf.

95

voll tiefen Mißtrauens,
überwachsen vom Moose,
einsam,
langen Willens,
allem Lüsternen fremd,
ein Schweigsamer

96

er kauert, er lauert:
er kann schon nicht mehr aufrecht stehn.
Er verwuchs mit seinem Grabe,
dieser verwachsene Geist:
wie könnte er jemals auferstehn?

97

bist du so neugierig?
kannst du um die Ecke sehn?
man muß, um das zu sehn, Augen auch hinter dem Kopfe haben

98

sind sie kalt, diese Gelehrten!
Daß ein Blitz in ihre Speise schlüge!
Daß sie lernten Feuer fressen!

99

Kratzkatzen,
mit gebundenen Pfoten,
da sitzen sie
und blicken Gift.

100

was warf er sich aus seiner Höhe?
was verführte ihn?
Das Mitleiden mit allem Niedrigen verführte ihn:
nun liegt er da, zerbrochen, unnütz, kalt —

101

Papier-Schmeißfliege
Eintags-leser

102

ein Wolf selbst zeugte für mich
und sprach: “du heulst besser noch als wir Wölfe”

103

Schwärzres und Schlimmres schautest du als irgend ein Seher:
durch die Wollust der Hölle ist noch kein Weiser gegangen.

104

neue Nächte hülltest du um dich,
neue Wüsten erfand dein Löwenfuß

105

an dieser steinernen Schönheit
kühlt sich mein heißes Herz

106

von einem neuen Glücke
gefoltert

107

weit hinaus, in das Meer der Zukunft
werfe ich über mein Haupt die Angel

108

Grabe, Wurm!

109

ich bin einer, dem man Schwüre schwört:
schwört mir dies!

110

nicht daß du den Götzen umwarfst:
daß du den Götzendiener in dir umwarfst,
das war dein Muth

111

mein Jenseits-Glück!
was heut mir Glück ist,
wirft Schatten in seinem Lichte

112

schuldig sein mit der größten Schuld,
— und alle Tugenden sollen noch
vor meiner Schuld auf den Knieen liegen —

113

täuschen —
das ist im Kriege Alles.
Die Haut des Fuchses:
sie ist mein heimliches Panzerhemd

114

Ruhm
nicht zu früh erkannt:
Einer, der seinen Ruf aufgespart hat

115

ist für solchen Ehrgeiz
diese Erde nicht zu klein?

116

ist List besser als Gewalt?

117

Alles gab ich weg
all mein Hab und Gut:
nichts bleibt mir mehr zurück
als du, große Hoffnung!

118

“man siegt in Nichts ohne Zorn”

119

wo Gefahr ist,
da bin ich dabei,
da wachse ich aus der Erde

120

so spricht jeder Feldherr:
“gieb weder dem Sieger
noch dem Besiegten Ruhe!”

121

die große Stunde kommt,
die Gefahr der Gefahren:
meine, Seele wird still ...

122

wer wäre das, der Recht dir geben könnte?
So nimm dir Recht!

123

nicht an seinen Sünden und großen Thorheiten:
an seiner Vollkommenheit litt ich, als ich
am meisten am Menschen litt

124

Trümmer von Sternen:
aus diesen Trümmern bilde ich meine Welt

125

an diesem Gedanken
ziehe ich alle Zukunft

126

was geschieht? fällt das Meer?
Nein, mein Land wächst!
eine neue Gluth hebt es empor!

127

ein Gedanke,
jetzt noch heiß-flüssig, Lava:
aber jede Lava baut
um sich selbst eine Burg,
jeder Gedanke erdrückt
sich zuletzt mit “Gesetzen”

128

als keine neue Stimme mehr redete,
machtet ihr aus alten Worten
ein Gesetz:
wo Leben erstarrt, thürmt sich das Gesetz.

129

damit begann ich:
ich verlernte das Mitgefühl mit mir!

130

eure falsche Liebe
zum Vergangnen,
eine Todtengräberliebe —
sie ist ein Raub am Leben,
ihr stehlt sie der Zukunft ab —

131

den schlimmsten Einwand
ich verbarg ihn euch—das Leben wird langweilig:
werft es weg, damit es euch wieder schmackhaft wird!

132

diese heitere Tiefe!
Was Stern sonst hieß,
zum Flecken wurde es.

133

dieses höchste Hinderniß,
diesen Gedanken der Gedanken,
wer schuf ihn sich!
Das Leben selber schuf sich
sein höchstes Hinderniß:
über seinen Gedanken selber springt es nunmehr hinweg

134

Schwärmer und Dämmerlinge,
und was Alles
zwischen Abend und Nacht
kreucht, fleugt und auf lahmen Beinen steht.

135

sie kauen Kiesel,
sie liegen auf dem Bauche
vor kleinen runden Sachen;
sie beten Alles an, was nicht umfällt —
diese letzten Gottesdiener!
                       Gläubigen!

136

was man nicht hat,
aber nöthig hat,
das soll man sich nehmen:
so nahm ich mir das gute Gewissen.

137

heimlich verbrannt,
nicht für seinen Glauben,
vielmehr daß er zu keinem Glauben
den Muth mehr fand

138

was um euch wohnt,
das wohnt sich bald euch ein:
wo lang du sitzest,
da wachsen Sitten.

139

trockene Flußbetten,
ausgedorrte sandige Seelen

140

hartnäckige Geister,
fein, kleinlich

141

ihre Kälte
macht meine Erinnerung erstarren?
Habe ich je dies Herz
an mir glühn und klopfen gefühlt? ..

142

(Nachts, bestirnter Himmel)
oh dieser todtenstille Lärm!

143

auf breiter langsamer Treppe
zu seinem Glück steigen

144

von irdischen Lichtern, vom Widerschein fremden Glücks
aschgrau angestrahlt,
eine Mond- und Nachtschleiche

145

“liebe den Feind,
laß dich rauben von dem Räuber”:
das Weib hörts und—thuts

146

in den zwölf Sternen meiner Tugend: sie hat alle Jahreszeiten

147

unsre Jagd nach der Wahrheit —
ist sie eine Jagd nach Glück?

148

man bleibt nur gut, wenn man vergißt.
Kinder, die für Strafen und Rügen ein Gedächtniß haben,
werden tückisch, heimlich —

149

Die Morgenröthe
mit frecher Unschuld
sah’s und verschwand.
Sturmwolken kamen hinter ihr.

150

unruhig, wie Pferde:
schwankt nicht unser eigner Schatten
auf und nieder?
man soll uns in die Sonne führen,
gegen die Sonne —

151

Wahrheiten für unsere Füße,
Wahrheiten, nach denen sich tanzen läßt

152

Schreckgespenster,
tragische Fratzen,
moralische Gurgeltöne

153

Wetterwolken—was liegt an euch!
Für uns, die freien luftigen lustigen Geister

154

seid ihr Weiber,
daß ihr an dem, was ihr liebt,
leiden wollt?

155

den Faulthieren ins Ohr gesagt:
“wer nichts zu schaffen hat,
dem macht ein Nichts zu schaffen”

156

Wenn den Einsamen
die große Furcht anfällt,
wenn er läuft und läuft
und weiß selber nicht wohin?
wenn Stürme hinter ihm brüllen,
wenn der Blitz gegen ihn zeugt,
wenn seine Höhle mit Gespenstern
ihn fürchten macht —

157

ich bin nur ein Worte-macher:
was liegt an Worten!
was liegt an mir!

158

zu bald schon
lache ich wieder:
ein Feind hat
wenig bei mir gutzumachen

159

Bei bedecktem Himmel,
wenn man Pfeile
und tödtende Gedanken
nach seinem Feinde schießt

160

verirrten Glockenschlägen gleich
im Walde

161

den Tapferen, den Frohgemuthen,
den Enthaltsamen
singe ich dies Lied.

162

Kriegslieder der Seele.
Der Siegreiche
Aus der Siebenten Einsamkeit
.

163

Der Weg zur Grösse
Lieder
Zarathustras

164

Das Grab Gottes.

165

Die Lieder
Zarathustras
.

Erster Theil:
Der Weg der Grösse
Von
Friedrich Nietzsche.

166

Die Lieder Zarathustras.

Erster Theil:
von der Armut des Reichsten
Von
Friedrich Nietzsche.

167

Die ewige Wiederkunft.
Zarathustra’s
Tänze und Festzüge.
Von
Friedrich Nietzsche

168

Die Lieder
Zarathustra
s

Erster Theil:
Der Weg zur Grösse

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