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1867 Correspondence.

 


Paul Deussen.
From b/w photo, 1864.
Colorized and enhanced image ©The Nietzsche Channel.

Oberdreis, 6. Januar 1867:
Brief von Paul Deussen

Mein lieber Fritz,

Länger kann ich es nun wirklich nicht mehr anstehn lassen, ein Lebenszeichen von mir zu Dir gelangen zu lassen, denn alle Tage und selbst durch nächtliche Träume hindurch verfolgt mich Dein liebes Bild unwillig über den nun schon wieder in seine Bummelei versunkenen Freund. Indessen hoffe ich, daß ich Dir allerlei mitzutheilen habe, was Deinen Unwillen zu besänftigen geeignet ist.

Zunächst erhältst Du, der Natur der Sache gemäß, ein Exemplar der von mir fabricirten Übersetzung,1 mit der freundlichen Bitte, dasselbe auch zu lesen. Vielleicht, daß Du das Buch auch zur Lectüre in Deinem kleinen Familienkreise geeignet findest, denn an Büchern, die wie dieses Wahn und Aberglauben zerstören, ohne doch der uns nun einmal eingeborenen und gewiß berechtigten religiösen Empfindung Abbruch zu thun, ist gewiß kein Mangel. Sehr bald wirst Du auch gewisse Halbheiten, an denen jeder derartige Vermittlungsversuch leidet, erkennen und Dich daran erinnern, daß wir auf diesem Gebiete in einem Zeitalter des Übergangs leben. — Eben erinnere ich mich, daß noch Schenkels Leb. Jesu2 und eine Charakteristik Alexanders v. Humb.3 von Dir in meinen Händen sind. Leider habe ich sie mitzubringen vergessen, werde sie Dir aber gewiß das nächste Mal mitschicken.

Meine Traumfahrt in das Morgenland ist denn nun auch glücklich beendigt. Vorigen Herbst habe ich nach langem und aufreibendem innern Kampfe mich glücklich durchgerungen zu dem einzig richtigen und bin nun wieder als Philolog in Bonn.4 Ich kann Dir kaum sagen, wie wohl ich mich dabei fühle, wie stärkend für mich das Bewußtsein ist, wieder Boden unter den Füßen zu haben. — Natürlich habe ich dem nun einmal lieb gewonnenen Semitismus nicht den Abschied gegeben, vielmehr denke ich ihn sobald als möglich wieder kräftig aufzunehmen, natürlich aber nicht als Theolog. Zunächst freilich habe ich mich der lichtvollern, klareren indogermanischen Welt wieder zugewendet, und die Zeit vom Herbst bis jetzt ist damit hingebracht, daß ich die einzelnen Fäden wieder anzuknüpfen5 mich bemühte, die mein thörichtes Schwanken zerrissen hatte. Oh, wäre ich damals nach Leipzig6 gegangen! Schmerzvoller hat sich selten etwas gerächt. Denn dann wäre ich jetzt im Schwunge und nun wird es mir gar so schwer hineinzukommen. Das vergangene Jahr ist nun wieder unter dilettantischen Vergnügungen entflohn, mit diesem soll es wahrlich nicht eben so gehn. Das eigentlich wahre Heilmittel liegt nun in nichts anderm, als in produktiver, ernster Forschung, und ich bin fest entschlossen, mich von nun an dazu zu zwingen. So habe ich denn bis zum Sommer noch zwei Arbeiten zu vollbringen mir vorgenommen, um dann, nach Ostern, mit der Dissertation zu beginnen. —

Die erste Arbeit ist eine Arbeit für das historische Seminar, dessen Mitglied ich bin. Hierzu habe ich mir die höchst anziehende Persönlichkeit des cyprischen Königes 7 ausersehen, bei dem nun noch das philologische Interesse ist, daß mit Hilfe der wenigen übrigen Notizen aus dem Alterthum (bei Diod.8 Phot.9 etc.) die bekannte Lobrede10 des Isocrates über Euagoras kritisch auszubeuten ist. Und dieses Geschäft ist eben so schwierig wie interessant, freilich etwas problematischer Natur bei einem Panegyriker, der selbst in einem Privatschreiben (zu Anfang der Busirisrede11) unumwunden bekennt, daß der Lobredner vergrößern und verkleinern müsse.

Ich hoffe daß diese Arbeit, der meine Zeit, sobald ich nach Bonn zurückkehre, möglichst ausschließlich gewidmet sein soll, ordentlich werden wird; und dann gedenke ich noch vor dem Sommersemester eine textkritische Arbeit für das Seminar anzufertigen, wozu schon Sammlungen vorhanden sind. Dir wird ein solcher Zweck kleinlich dünken, indeß bedarf meine Natur solcher pädagogischer Institute. —

So gern ich neuerlich einmal nach Berlin gehen würde, so sehr ich darnach verlange, wieder einmal mit Dir zusammen zu sein — und das ist wahrlich kein Compliment, sondern tiefes Bedürfniß so werde ich doch den Verhältnißen Rechnung tragen und in Bonn bleiben müssen, wo mir sehr gut bezahlte Engländerprivatstunden12 die Möglichkeit in die Hand geben, meinen Eltern13 einen Theil der Last meiner Unterhaltung abzunehmen. Doch davon recht bald ein Mehreres. Ich will diesen mitten im Trubel der Familie und der Besuchenden geschriebenen Brief zu Ende bringen.

Deine Theognisarbeit ist mir noch nicht zu Gesichte gekommen, obwohl ich darnach ziemlich herumgesucht habe. Bitte, bezeichne mir doch die Nummern des Rh. M. in denen sie sich findet, ich will sie gern lesen.14 Über Deine Aeschylosstudien,15 von denen Du das vorige Mal schriebst,16 hoffe ich bald ein Näheres zu hören, wie ich überhaupt sehr verlange, einen Brief von Dir zu erhalten.

Michael,17 Töpelmann18 stehn im Dr. Examen. Mich[ael] hat eine ausgezeichnete Untersuch[un]g über die Quellen der dritten Dekade des Liv[ius] geliefert.19 Jahn und Schäfer wollen ihren Verlag bei Weidmann befürworten.20 — Wie Töpelm[ann] das Examen besteht, darüber bin ich — unter uns — neugierig genug. Seine Dissert.21 freilich soll recht gut sein, was ich wohl glauben mag. Verzeihe diesen flüchtigen Brief, jedenfalls ist er besser als keiner. Um so reicher soll der nächste werden. Behalte lieb und laß nicht zu lange auf einen Br[ief] von Dir warten

Deinen
Paul Deußen
st[udensis] ph[ilologia].

Deine Mutter und Schwester bitte ich aufs Freundlichste zu grüßen. Auch in Pforte könntest Du meinen guten Ruf wieder auf die Beine bringen, der wohl durch die theolog. Spazierfahrt etwas geschwunden sein mag.

Ich wohne
Bonn, Belderberg 967 (wunderschön, zieml. billig und mit allem aufs Allerhöchste zufrieden)[.]

1. Albert Réville (1826-1906), Paul Deussen (Übers.), Theodor Parker, sein Leben und Wirken. Ein Kapitel aus der Geschichte der Aufhebung der Sclaverei in den Vereinigten Staaten. Paris: Reinwald, 1867. See Deussen's entry in Nietzsche's Library.
2. Daniel Schenkel (1813-1885), Das Charakterbild Jesu. Ein biblischer Versuch. Wiesbaden: Kreidel, 1864. See Schenkel's entry in Nietzsche's Library.
3. Hermann Klencke (1813-1881), Alexander von Humboldt. Ein biographisches Denkmal. 2. Auflage. Leipzig: Spamer, 1852. See Klencke's entry in Nietzsche's Library. The book was a birthday present from Nietzsche's paternal aunt, Rosalie Nietzsche (1811-1867). See Pforta, second-half of October 1859: Letter to Rosalie Nietzsche. "Dir besonders, liebe, Tante, bin ich so vielen Dank schuldig für alle die schönen Gaben, mit denen du mich beschenkt hast. Der Kuchen und die Nüsse haben trefflich den Magen, Humbolds Biographie dem Geiste gemundet und mundet noch immer. —" (To you especially, dear, aunt, I owe so many thanks for all the beautiful gifts you have given me. The cake and the nuts were, and still are, excellent for the stomach, [the] Humboldt biography for the mind. —)
4. Paul Deussen had previously studied theology in Tübingen, which Nietzsche severely disapproved of and tried to cajole him into studying philology. Cf. Naumburg, September 1866: Fragment of a letter to Paul Deussen in Tübingen: "... ich Dich auf das angelegentlichste bat, Dein theologisches Bärenfell abzustreifen und Dich als jungen philologischen Löwen zu gebärden. [...] Ich bitte mir dies nicht übel zu deuten. Gewiß wirst Du tüchtig gearbeitet haben, aber ich bin nicht mehr im Stande, diese Arbeit zu schätzen, wenn ich an eine Bedingung dabei nicht glaube: nämlich daß diese Art Arbeit Dein Beruf sei. Ich glaube daran nicht, weil Du nach Deinem eignen Zeugnisse nicht daran glaubst. [....] ich fürwahr für meinen Theil werde mich nie überzeugen lassen, daß Du in Deinem Berufe arbeitest, so lange Du Dich für ein theologisches Examen vorbereitest. [....] Je mehr ich und je heller ich, in den Vorhöfen der Philologie stehend, in ihre Heiligthümer einblicke, um so mehr suche ich für sie Jünger zu gewinnen." (... I asked you most earnestly to shed your theological bearskin and to behave like a young philological lion. [...] Please don't take this badly. You will certainly have worked hard, but I am no longer able to appreciate this work if I do not believe in one condition: namely that this type of work is your profession. I do not believe in it, because according to your own testimonies you do not believe in it. [....] I for my part will never let myself be convinced that you are working in your profession as long as you are preparing for a theological examination. [....] Standing in the courtyards of philology, the more I look, and the clearer I look into its sanctuaries, the more I seek to win disciples for it.) On Deussen's decision to return to Bonn see Paul Deussen, Mein Leben. Leipzig: Brockhaus, 1922, 91 f.: "... ging das kurze Sommersemester in Tübingen zu Ende, sein Resultat war, daß ich von allen theologischen Gelüsten fürs erste gründlich kuriert war. Dazu hatten Becks orthodoxer Mystizismus, die engherzige Haltung der Kameraden wie auch die Mahnbriefe Nietzsches gleichmäßig das ihrige beigetragen . Nach Tübingen zurückkehren wollte ich nicht. Nach Leipzig zu grammatischen und textkritischen Studien zog es mich auch nicht, und so beschloß ich, noch für ein Semester nach Bonn zurückzukehren." (... the short summer semester in Tubingen came to an end, the result was that for the time being I had been thoroughly cured of all theological cravings. Beck's orthodox mysticism, the narrow-minded attitude of his comrades, and Nietzsche's letters of warning all contributed equally to this. I did not want to return to Tübingen. I was not drawn to Leipzig to study grammatical or textual criticism either, so I decided to return to Bonn for another semester.)
5. See Paul Deussen, Mein Leben. Leipzig: Brockhaus, 1922, 92: "Bei Gildemeister, der gar nicht wußte, welches Gesicht er aufsetzen sollte, als ich ihm von meiner Tübinger Irrfahrt erzählte, nahm ich das Sanskrit wieder auf, und wir haben in diesem Semester die ganze Anthologie bis zu Ende durchpräpariert." (With Gildemeister [Johann Gildemeister (1812-1890): German Orientalist], who did not quite know which face he should put on when I told him about my Tübingen odyssey, I picked up Sanskrit again, and this semester we have thoroughly dissected the entire anthology to the very end.)
6. Paul Deussen originally wanted to study philology in Leipzig from the summer semester of 1866. Cf. Leipzig, 04-22-1866: Letter to Franziska and Elisabeth Nietzsche in Naumburg.
7. Euagoras/Evagoras (411-374 BC): King of Salamis in Cyprus.
8. Diodorus Siculus, or Diodorus of Sicily (fl. 1st cent. BC): Greek historian. Bibliotheca historica. XIII, 106; XIV, 39, 98, 110; XV, 1-4, 8-10, 47. See entry for Diodorus in Nietzsche's Library.
9. Photius (ca. 810/820-893): patriarch of Constantinople and author of Bibliotheca. Cf. Bibliotheca, 39, 100, 118.
10. Isocrates, Orations, IX. E.g., in Greek with English notes. In: Isocrates, Edward Seymour Forster (ed.), Isocrates. Cyprian Orations. Evagoras, Ad Nicoclem, Nicocles Aut Cyprii. Oxford: Clarendon Press, 1912, 73ff.
11. See, e.g., Isocrates, George Norlin (ed.), Busiris.
12. See Paul Deussen, Mein Leben. Leipzig: Brockhaus, 1922, 88: "Im Sommersemester wurde der mit mir von Pforta her bekannte Machenhauer mein Stubennachbar, der, arm wie er war, seinen Unterhalt mit Stundengeben in dem Institut erwarb, welches Mr. Perry in der Poppelsdorfer Allee [in Bonn] unterhielt. Auch mich führte er dort ein, und auf die Empfehlung Schaarschmidts hin wurde ich im Sommer 1865 mit der Aufgabe betraut, einem vornehmen, etwa 25jährigen jungen Engländer, der seine Examina für Indien gemacht hatte und im Lateinischen durchgefallen war, lateinische Nachhilfestunden zu geben, für welche ich, da er sehr weit weg bei Poppelsdorf wohnte, fünfzehn Groschen berechnete und erhielt." (In the summer semester, Machenhauer, whom I knew from Pforta, became my roommate, who, poor as he was, earned his living by giving lessons in the institute run by Mr. Perry on Poppelsdorfer Allee [in Bonn]. He also introduced me there, and on Schaarschmidt's recommendation I was entrusted in the summer of 1865 with the task of giving tutoring lessons in Latin to a distinguished young Englishman of about 25 who had passed his exams for India and had failed in Latin which, since he lived very far away near Poppelsdorf, I charged and received fifteen groschen.)
13. Adam Deussen (1801-1887), a pastor, first in Dierdorf, then in Oberdreis since 1843, and Jakobine Deussen (born, Ingelbach 1813-1893). They were married on 06-19-1840.
14. Nietzsche's work on the Greek poet, Theognis of Megara (6th century BC), was eventually published as "Zur Geschichte der Theognideischen Spruchsammlung." In: Rheinisches Museum für Philologie. 22 (1867): 161-200.
15. A lexicon on Aeschylus for the Leipzig philologist, Wilhelm Dindorf (1802-1883), which was eventually abandoned. For Nietzsche's dealings with Dindorf, see his autobiographical "Rückblick auf meine zwei Leipziger Jahre" (Retrospect on My Two Years at Leipzig). English translation in: Nietzsche's Writings as a Student. The Nietzsche Channel, 2012, 119-43 (131).
16. The letter is lost.
17. Wilhelm Michael (1843-1886).
18. Paul Töpelmann (1843-1895).
19. Wilhelm Michael, De ratione qua Livius in tertia decade. Bonn: Georg, 1867.
20. Otto Jahn (1813-1869): German philologist at Bonn since 1854; Arnold Schäfer (1819-1883): German historian at Bonn since 1861; the famous Berlin publishing house, Weidmann, founded in 1680.
21. Paul Töpelmann, De Posidoni Rhodio rerum scriptore. 1867.

 


Carl von Gersdorff.
From b/w photo, 1864.
Colorized and enhanced image ©The Nietzsche Channel.

Spandau, 12. Januar 1867:
Brief von Carl von Gersdorff.

"Wie sie so sanft ruh'n die Toten."1
Quis desiderio sit pudor aut modus
Tam cari capitis?2

Mein lieber Freund,

Arbeit und Trauer sind die beiden Entschuldigungen, die ich Dir entgegenhalte, um Deine Verzeihung für mein dreimonatliches Stillschweigen zu erlangen. Erstere ist mit dem bestandenen Offiziersexamen abgeschlossen; die Trauer um meinen am 5ten Januar entschlafenen lieben ältesten Bruder Ernst wird sobald nicht verschwinden; äußerlich wohl, aber im Herzen nie; denn wenn sich auch der heftige Schmerz mit der Zeit verliert, so bleibt die durch sein Hinscheiden entstandene Lücke stets unausgefüllt und seine letzten, fast sterbend gesprochenen Abschiedsworte werden mir durchs Leben nachklingen, mag es lang oder kurz dauern, denn sie enthalten ein theures Vermächtniß, wodurch mir eine heilige Pflicht auferlegt wird, die ich nur zu gern nach Kräften erfüllen werde.3

Mein Bruder war von seiner schweren Wunde vollständig geheilt im October des verflossenen Jahres nach Berlin gekommen, um dort, in ein vom Frauenverein errichtetes vortreffliches Lazareth aufgenommen, Hülfe zu suchen, um seinen vollständig steifen, ganz unbrauchbaren Arm der Kunst der Aerzte anzuvertrauen. Eine von Langenbeck4 versuchte gewaltsame Biegung des durch den Hieb ganz verknöcherten Gelenkes hatte fast keinen Erfolg, da sich nicht einmal die Möglichkeit zu schreiben ergab. Es blieb hier nur der dornenvolle Weg einer von Langenbeck erfundenen schweren Operation, deren Statistik allerdings ganz überraschend günstige Resultate zeigt. Diese, die Resection des Ellbogengelenks, ist in 24 Fällen 21 Mal vollständig so geglückt, daß der Operierte, die ganze Kraft und Gelenkigkeit des resecierten Armes wiedererhalten hat. Diese Hoffnung, an sich selbst Gleiches zu erleben, begründet in der Ueberzeugung, eine ungewöhnliche Lebenskraft und Gesundheit der Säfte zu besitzen, der Wunsch, bei einem neuen Kriege, nochmals den Säbel zu führen, und die Nothwendigkeit, sich schnell der Operation zu unterziehen, ehe die Muskeln des steifen Armes atrophisch würden, bestimmten meinen stets entschlossenen Bruder, den entscheidenden Schritt zu thun, zu dem auch ich nicht umhin konnte ein zustimmendes Votum zu geben.

Die Sache selbst lief gut ab. Langenbecks erster Assistenzarzt , ein höchst bedeutender Chirurg vollzog die Resection natürlich mit Hülfe von Chloroform meisterhaft geschickt. Meine täglichen Besuche zeigten mir einen nur durch eine über die Wunde laufende Rose gestörten regelmäßigen Verlauf einer Heilung, wie sie nur unter Begünstigung solcher ungewöhnlichen Lebenskraft möglich ist. Nach 10 Tagen hatte sich bereits so viel neuer Knochen in dem durch die von der zurückgebliebenen Knochenhaut gebildeten Bett angesetzt, daß Gelenkwasser aus so der noch offenen Wunde floß und der Patient fühlte sich so wohl, daß ihm das Aufstehen gestattet werden konnte. Aber nur dieses, nicht das Ausgehen. Unbegreiflicherweise ließ sich mein Bruder im Gefühl der Kraft und vom schönen Wetter und Bedürfniß nach frischer Luft angezogen, trotz aller Warnungen nicht abhalten, das Haus zu verlassen und spazieren zu gehen. So machte er einen Weg von drei Stunden. Die sehr empfindliche Wundfläche wurde hierbei von der Luft berührt, so daß sich mein Bruder gleich Tags darauf wieder niederlegen mußte, klagend zwar über Schmerz, aber doch munter und frisch. Meine Eltern5 kamen um diese Zeit nach Berlin und waren hocherfreut, ihn nach dieser gefährlichen Operation, wenn auch noch liegend, doch so lebensfrisch und heiter zu finden. Erst am letzten Tage vor der Abreise meiner Mutter zeigte sich eine unangenehme Verschlimmerung, indem sich der Eiter ungünstig färbte und Fieber eintrat, ohne daß jedoch Anlaß zu ernster Besorgniß vorhanden zu sein schien. Am Tage meiner Abreise nach Görlitz, wo ich mich freute, nach überstandener Examenangst, ein angenehmes Weihnachtsfest feiern zu können, war ich mehrere Stunden am Bette meines Bruders, dessen Aussehen mir gar nicht gefallen wollte; hohes Fieber und Mattigkeit, besonders der sonst so kräftig tönenden Stimme, schlecht aussehender Eiter und der Widerwille gegen jede kräftige Nahrung waren bedenkliche Erscheinung. Wenn auch eine ohne Chloroform ausgeführte sehr schmerzhafte Erweiterung der Wunde, ihm Linderung dadurch gewährte, daß sie dem Eiter Gelegenheit gab, abzufließen, so daß eine sichtliche Besserung eintrat, so konnte doch auch der Arzt mir nicht verhehlen, daß er es mit einem ernstlich Kranken zu tun hätte. Mit dieser wenig erfreulichen Nachricht mußte ich meinen Eltern die Freude des Weihnachtsfestes trüben, die aber bald durch eingelaufene bessere Nachrichten, wieder Raum finden konnte; da plötzlich am 29ten December bekam ich einen inhaltsschweren Brief von einem Leidensgefährten meines Bruders mit der erschreckenden Nachricht, daß er zweimal Schüttelfrost gehabt habe, ein unter allen Umständen sehr bedenkliches Symptom bei Wunden. Erfahrene Aerzte nennen dieß den Todesboten, der seinem Herrn um drei bis 10 Tage vorausgeht. Sofort reiste ich mit meinen Eltern ab. Mein armer Bruder sah schrecklich aus, blaßgelb seine Gesichtsfarbe, der Hals durch die Diphtheritis dick angeschwollen, nur flüssiger Nahrung Eingang gewährend, die Augen hohl, die Wangen eingefallen, die Zunge unheimlich belegt, die Stimme schwach. Ich konnte bei diesem Anblick die heißen Tränen nicht aufhalten, ich sah den Tod auf seinem theuren Antlitz. Langenbeck erschien, untersuchte die Wunde und sah sich genöthigt, dem schwer Leidenden noch einen tiefen Schnitt zu machen, um einen neuen Eitercanal zu bilden. Ohne Klage hielt Ernst heldenmüthig die furchtbar schmerzhafte Operation aus, die sich in den nächsten Tagen noch zweimal an benachbarten Stellen des Armes wiederholte. Ich werde nie den flehentlich bittenden Blick seiner treuen, im Leben so feurigen, jetzt so matten Augen vergessen, mit dem er die Aerzte ansah, wenn sie ihm in wohlgemeinter Absicht, zu helfen, unsägliche Qualen bereiteten. Am 31ten December in der Nacht zum neuen Jahr wurde der Zustand so besorgnißerregend, daß meine Eltern sich auf das Schlimmste gefaßt machten. Nach Spandau zu meinem Regiment zurückgekehrt, brachte ich jene Nacht auf Wache zu, theils in Gesellschaft vergnügter Offiziere, theils umgeben von schlafenden Verbrechern, die im Untersuchungsarrest dem Urtheil entgegenharrend meiner Beaufsichtigung anvertraut waren. Selten in meinem kurzen Leben sind meine Gedanken in so schneidenden Gegensätzen umhergewandert wie in dieser Nacht; immer kehrten sie von der Beobachtung des Kartenspiels beim Punsch, von den pfiffigen Gesprächen, und dem gesund schnarchenden Schlaf der Verbrecher an das Bett meines leidenden Bruders zurück wo sie in banger Furcht und matter Hoffnung hafteten, bis die Müdigkeit mir die Augen schloß. Am Neujahrstage bereitete mich mein Schwager6 darauf vor, daß wir ein theures Leben würden von uns scheiden sehen. Ich reiste sofort nach Berlin, und erfuhr, daß eine leise Spur von Besserung sich zeigte. Noch am Abend desselben Tages bis 12 Uhr blieb ich im Lazareth, sah den Kranken nach einer Morphiumeinspritzung ziemlich ruhig schlafen und kehrte mit einiger Hoffnung in's Hotel zu meinem Vater zurück. Aber früh am folgenden Tage rief meine Schwester,7 welche die Nacht gewacht hatte uns ängstlich ab, da sie glaubte es werde schnell zu Ende gehen; und wieder erholte sich mein Bruder für einige Stunden. Am 2ten Januar vorbereitet auf sein Ende verlangte er das Abendmahl. Müllensiefen8 kam und gab es ihm und uns. Hierauf nahmen wir alle mit schwerem Herzen Abschied. Als ich an sein Bett trat, schlang er seinen gesunden Arm um meinen Hals und hielt mich lange fest und sagte halb laut: "Carl wenn ich sterben soll, so sei Du immer gut gegen meinen lieben alten Papa." Ich werde das nie vergessen. In seiner ganzen schweren Krankheit hat er immer nur an Andere, selten an sich gedacht und nur wenn es seine Schmerzen und körperlichen Bedürfnisse erforderten. Diese Bescheidenheit verbunden mit heldenmüthiger Geduld, die Dankbarkeit für jeden kleinen Liebesdienst mit Worten oder unaussprechlichen Blicken ausgedrückt sind für uns alle bleibende liebe Erinnerungen, die sein edles Bild herrlich schmücken. Auch am 3ten Januar zeigten sich Symptome der Besserung; aber die immer mehr schwindenden und durch keine Nahrung zu ersetzenden Kräfte raubten mehr und mehr alle Hoffnung, die selbst den Aerzten schwand. Die Nacht vom 3ten zum 4ten stand ich meiner Mutter im Wachen bei, da sich im Gesicht des Kranken bedeutende Veränderungen, Vorboten des Todes zeigten; es war die vollständige facies Hippocratica,9 dazu eine auffallende Mattigkeit, ein Erkalten der linken Hand und zunehmender Geruch, alles aber bei vollständigem klarem Bewußtsein. Ein verdächtiges Brodeln und Kochen in der Lunge, worauf ich vom Arzt aufmerksam gemacht war bestimmte mich, meinen Vater und älteren Bruder10 rufen zu lassen. Sie kamen um 1 Uhr Nachts und glaubten eine Leiche zu finden, aber wieder überwand diese Titanennatur den Tod und es traten regelmäßigere Athemzüge ein, und das Kochen in der Lunge verstummte. Noch ein banger langer Tag; nochmaliges schmerzhaftes Reinigen der 4 Wunden und Verbinden derselben; auch ärztliche Versicherung der Besserung des Eiters und des Halsleidens; aber Langenbecks ernstes theilnehmendes Gesicht drückte eine Hoffnungslosigkeit aus, die nicht mißverstanden werden konnte. Der Tag verstrich; von 5 bis 7 Uhr Abends saß ich noch am Bette meines lieben Bruders und hielt seine kalte Hand fest in der meinigen, noch hatte er Bewußtsein, sprach Einiges und verlangte Dieß und Jenes; aber er wurde immer schwächer. Ich schlief neben ihm ein und vergaß so alles Betrübende, daß ich beim Erwachen es gar nicht fassen konnte, meines sterbenden Bruders Hand in der meinigen zu halten. Und doch war es schreckliche Wahrheit; von meinem Bruder abgelöst, legte ich mich mit meinem Vater zu Bett, während meine Mutter beim Schmerzenslager ihres Sohnes blieb. Wieder schlief ich fest ein, ermüdet von körperlicher Anstrengung und Tage langer Gemüthsbewegung. Da plötzlich am 5. h. m. früh ½6 Uhr trat meine Mutter in unser Schlafzimmer und sagte mit ihrer vom Schmerz erfüllten Stimme: Wir haben ein Kind im Himmel.

Um halb vier Uhr war Ernst gestorben, nachdem er von 12 Uhr an bei verlorenem Bewußtsein mit dem Tode gerungen hatte. Man hatte uns nicht herbeirufen lassen, weil es der Arzt nicht wollte. Ein Sterbender muß ungestört bleiben, man darf ihm den Uebergang nicht erschweren. Der Kampf soll fürchterlich gewesen sein; sein Gesicht unkenntlich, rollende Augen, Verzerrungen aller Muskeln, dann ein Schrei, das Austreten der Luft aus der Lunge, dann noch einer, dann alles still. Das Gesicht war wieder wie vorher, der Ausdruck edel und feierlich wie im Leben, bis zur Stunde der Agonie. Noch eine halbe Stunde zuvor nannte er den Namen seiner jüngsten nicht anwesenden Schwester,11 hierauf ließ er das Gas in die Höhe drehen, um seine Mutter und seinen Bruder noch einmal zu sehen, und dadurch bat er beide fort zu gehen; denn er fühlte das Herannahende. Ich habe am Nachmittag des Todestages die Leiche gesehen und fand den Ausdruck so schön, daß ich Stunden hätte dabei sitzen können; mir war immer, als müßten sich die Augen wieder öffnen und doch konnte es nicht sein; und noch heute nach acht Tagen habe ich diesen thörichten Gedanken, noch immer will es mir nicht faßlich werden, daß ich diesen Bruder für immer verloren habe. Im noch nicht vollendeten 27ten Lebensjahre, in der Blüthe der Kraft des Körpers und Geistes, ein felsenfester Charakter, ein Held in jeder Bedeutung des Wortes, in Kämpfen gegen die Feinde des Vaterlandes, im Streite gegen alles Unwahre, Unlautere, Unrechte, im Dulden der größten Schmerzen; ein ungefärbt liebender Bruder, ein trefflicher, treuer Sohn und ebenso treuer Freund. Er hat nie nach dem Urtheil der Welt gefragt, hat nie ihr Lob gesucht, noch ihren Tadel geachtet, sein Wille war sein Himmelreich und seine Pflicht war sein Wille. Strenger gegen sich selbst wie gegen Andere hat er doch eine wohlverdiente Anerkennung in weiten Kreisen gefunden, ja selbst an höchster Stelle die Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Seine Königin12 hat ihn besucht, sie hat an seinem Krankenlager gesessen und an seinem Sarge gekniet und ihn mit Lorbeer geschmückt, sein König13 hat ihm einen Lorbeerkranz ins Grab geschickt mit der Königsgrätzer Medaille, und der treue liebenswürdige Kronprinz14 drückte ihm noch am Tage vor dem Tode theilnehmend die Hand. Und nach allen den vielen Grüßen und Erkundigungen, von denen er hörte, sagte er zu seiner Mutter: "Mama, das macht mich nicht stolz, daß die Leute so nach mir fragen; ich habe es ja gar nicht verdient." Aber mich macht es stolz, einen solchen Bruder gehabt [zu] haben ein solches edles Original von einem Bruder. Ich stehe hier wahrlich nicht als sein Lobredner, sondern ich sage nur die reine Wahrheit, wie ich sie bei seinen Lebzeiten gesagt habe, ohne das alberne de mortuis nil nisi bene.15 Alle fernerstehenden Bekannten werden mir dasselbe Urtheil sagen, ohne durch die Brille brüderlicher inniger Liebe und hoher Achtung sehen zu müssen.

In Görlitz, wohin ich die Leiche gebracht habe war eine sehr hübsche Andacht für seine dortigen zahlreichen Freunde Bekannten und Verehrer, zu denen namentlich seine juristischen Vorgesetzten gehören; hierauf zogen ihn vier Pferde nach Seidenberg, wo er feierlich von Freundeshand und Freundesmund (Mende)16 in's kühle Grab geleitet wurde. Eine stille Ecke im schön gelegenen Kirchhof, von wo aus man unsere beiden Güter sehen kann, umschließt das Gebein dieses edlen ritterlichen Jünglings. Mein Antonio, an den ich mich wie an einen Felsen17 klammern konnte, sein verklärtes Bild ein Leuchtthurm im Meere des Lebens.

Doch Du wirst sagen quo usque tandem abutere patientiam nostram.18 Verzeih diese Details; aber weß das Herz voll ist, deß geht der Mund über,19 und wem kann ich das volle Herz sonst ausschütten; ist dieß doch der beste Trost. Ach hättest Du ihn gekannt! —

Indem ich Dir nun viel zu spät herzlich für Deinen lieben Brief20 danke, den ich vor 3 Monaten erhielt, nachdem ich bereits zur Vorbereitung auf das Offiziersexamen einen längeren Urlaub nach Berlin angetreten hatte, theile ich Dir kurz mit, daß ich das Examen bestanden habe, aber erst in einigen Wochen Offizier werden kann, was ich hier in Spandau abwarte. Für Dein begonnenes Werk21 wünsche ich Kraft und Ausdauer und Glück. Ein anderes Mal von etwas Anderem. Dieß war meines Bruders Ecce quomodo moritur justus!22 Lebe wohl.

Dein treuer Freund
Carl von Gersdorff.

1. Cf. August Cornelius Stockmann (1751-1821), "Der Gottesacker" (God's Acre). In: Ludwig Erk (Hrsg.), Neue Sammlung deutscher Volkslieder mit ihren eigenthümlichen Melodien. Berlin: Logier, 1844, 95-97. Stockmann's song was based on one by Friedrich Burchard Beneken (1760-1818), a German Protestant clergyman and composer. Gersdorff changed the end of the opening verse from "die Seligen" (the blessed) to "die Toten" (the dead).
2. Horace, Odes, I, 24, Ad Virgilium. 1f.: "Quis desiderio sit pudor aut modus / tam cari capitis? .... (To Vergil [on the death of Quintilius]. What modesty or limits should exist in longing for someone so dear? [Gersdorff's emphasis.])
3. Ernst von Gersdorff (1840-1867) was wounded in the Battle of Königgrätz (07-03-1866), and died during treatment of his wound on January 5, 1867.
4. Bernhard Rudolf Conrad von Langenbeck (1810-1887): German surgeon in Kiel (1842-1847) and Berlin (1848-1882).
5. Karl Ernst August von Gersdorff (1811-1878) and his wife Augusta Theodora von Gersdorff, (born Waldner von Freundstein, 1818-1883).
6. Heinrich Karl Frhr. von Ledebur (1832-1912).
7. Frieda Augusta Caroline von Ledebur (geb. von Gersdorff, 1838-1931).
8. Julius Müllensiefen (1811-1893): German preacher at the St. Marien Church in Berlin.
9. Hippocratic facies: facial features as a prognosis of death.
10. Theodor von Gersdorff (1842-1872).
11. Amélie Luise Thecla Cecilie Marianne Frieda von Gersdorff (1854-1933).
12. Augusta Maria Luise Katharina von Sachsen-Weimar-Eisenach (1811-1890; Queen of Prussia from 01-02-1861 and German Empress from 01-18-1871 to 03-09-1888).
13. Wilhelm I of Prussia (1797-1888; King of Prussia from 01-02-1861 and German Emperor from 01-18-1871 to 03-09-1888).
14. Friedrich III (1831-1888; Crown Prince of Prussia from 01-02-1861 to 03-09-1888 and German Emperor from 03-09-1888 to 06-15-1888).
15. "de mortuis nihil nisi bonum." Latin: "never speak ill of the dead." From Diogenes Laertius, Lives of Eminent Philosophers. 1.3.70.
16. Friedrich Wilhelm Ernst Mende (1805-1886): Chief Pastor in Seidenberg starting in 1838.
17. An allusion to Tasso's closing words in Goethe's play of the same name. See Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832), Torquato Tasso. In: Goethe's sämmtliche Werke in vierzig Bänden. Bd. 13. Stuttgart; Tübingen: Cotta, 1854, 91-226 (226).
18. The opening line of Cicero's speech, Against Catiline. In Latin. In English. "Quo usque tandem abutere, Catilina, patientia nostra?" (When, O Catiline, do you mean to cease abusing our patience?)
19. Matthew 12:34: ".... For out of the abundance of the heart the mouth speaks."
20. Kösen, 11. Oktober 1866: Letter to Carl von Gersdorff in Berlin. In German. In English.
21. The work on an Aeschylus lexicon for Wilhelm Dindorf (1802-1883), which was eventually abandoned. For Nietzsche's dealings with Dindorf, see his autobiographical "Rückblick auf meine zwei Leipziger Jahre" (Retrospect on My Two Years at Leipzig). English translation in: Nietzsche's Writings as a Student. The Nietzsche Channel, 2012, 119-43 (131).
22. "Ecce quomodo moritur justus" (Behold how the righteous one dies [Gersdorff's emphasis]): the 24th Christian responsory sung on Holy Saturday. Cf. Isaiah 57:1. "The righteous perisheth, and no man layeth it to heart: and merciful men are taken away, none considering that the righteous is taken away from the evil to come."

1867 Translated Correspondence.

 


Paul Deussen.
From b/w photo, 1864.
Colorized and enhanced image ©The Nietzsche Channel.

Oberdreis, January 6, 1867:
Letter from Paul Deussen

My dear Fritz,

I really cannot wait any longer to let a sign of life get to you from me, for every day and even through nightly dreams your dear image involuntarily haunts me, over your friend who is now lost in his idleness. In the meantime, I hope that I have all sorts of things to tell you that will appease your indignation.

First of all, you will receive, in accordance with the nature of the matter, a copy of a translation1 I have prepared, with the friendly request that you also read it. Perhaps you will also find the book suitable for reading in your small family circle, for there is certainly no shortage of books which, like this one, destroy delusion and superstition without really damaging our innate and certainly justified religious feelings. Very soon you will also recognize certain half-measures from which every such attempt at communication suffers and you will remember that we live in an age of transition in this field. — I just remembered that Schenkel's Life of Jesus2 and a characterization of Alexander von Humboldt3 from you are still in my possession. Unfortunately I forgot to bring them with me, but I will certainly send them to you next time.

My dream trip to the Levant has now fortunately ended. Last autumn, after a long and exhausting inner struggle, I fortunately made my way through to the only right one and am now back in Bonn as a philologist.4 I can hardly tell you how good I feel, how strengthening the awareness of having ground under my feet again is for me. Naturally I have not said goodbye to Semitism, which I have come to love, but rather I intend to take it up again vigorously as soon as possible, but of course not as a theologian. First, of course, I turned back to the brighter, clearer Indo-Germanic world, and the time from autumn to now has been spent trying to reconnect the individual threads5 that my foolish hesitation had torn. Oh, if I had gone to Leipzig6 back then! Rarely has anything avenged itself more painfully. For then I would be in the swing and now it is going to be so difficult for me to get into it. The past year has now again flown away in amateurish amusements, with this it should certainly not go the same way. The real cure now lies in nothing but productive serious research, and I am determined to force myself to do it from now on. So I have decided to do two more jobs by the summer, and then, after Easter, I will start my dissertation. —

The first work is a work for the history seminar of which I am a member. For this I have chosen the most attractive personality of the Cyprian king 7 whose philological interest is the well-known eulogy10 of Isocrates on Euagorasis, that with the help of the few remaining notes from antiquity (in Diod.8 Phot.9 etc.) can be critically utilized. And this business is as difficult as it is interesting, although of a somewhat problematic nature in the case of a panegyrist who himself openly admits in a private letter (at the beginning of the Busiris speech11) that the eulogist must aggrandize and diminish.

I hope that this work, to which my time should be devoted as exclusively as possible as soon as I return to Bonn, will turn out decent; and then I intend to do a work of textual-criticism for the seminar before the summer semester, for which collections already exist. Such a purpose will seem petty to you, but my nature requires such a pedagogical institute. —

As much as I would like to go to Berlin again, as much as I long to be with you again — and that is really not a compliment, but a profound need, I will still have to take circumstances into account and stay in Bonn, where I am very well paid for the opportunity to give Englishmen tutoring lessons,12 relieving my parents13 of some of the burden of my amusements. But soon there will be a number of them. I want to finish this letter, written in the midst of the commotion of family and visitors.

I have not seen your Theognis work yet, although I have looked around for it quite a bit. Please tell me the numbers of Rh. M. in which it is found, I would like to read it.14 I hope to hear more about your studies of Aeschylus,15 which you wrote about last time,16 as I really want to receive a letter from you.

Michael,17 Töpelmann18 are in the d[octo]r[ate] exams. Mich[ael] has provided an excellent study on the sources of Liv[y]'s third decade.19 Jahn and Schäfer want their publishing by Weidmann approved.20 I am sufficiently curious — between us — to see how Töpelmann passes the exam. His dissert[ation]21 is said to be quite good, which I can well believe. Forgive this hasty letter, in any case it is better than none. The next one should be all the richer. Think fondly of [me] and do not make us wait too long for a le[tter] from you.

Your
Paul Deußen
ph[ilology] st[udent].

Please send my best regards to your mother and sister. You could also get my good reputation back on its feet in Pforta, which may have faded a bit as a result of the theological excursion.

I am residing at
Bonn, Belderberg 967 (beautiful, fairly cheap and extremely satisfied with everything).

1. Albert Réville (1826-1906), Paul Deussen (Übers.), Theodor Parker, sein Leben und Wirken. Ein Kapitel aus der Geschichte der Aufhebung der Sclaverei in den Vereinigten Staaten. Paris: Reinwald, 1867. See Deussen's entry in Nietzsche's Library.
2. Daniel Schenkel (1813-1885), Das Charakterbild Jesu. Ein biblischer Versuch. Wiesbaden: Kreidel, 1864. See Schenkel's entry in Nietzsche's Library.
3. Hermann Klencke (1813-1881), Alexander von Humboldt. Ein biographisches Denkmal. 2. Auflage. Leipzig: Spamer, 1852. See Klencke's entry in Nietzsche's Library. The book was a birthday present from Nietzsche's paternal aunt, Rosalie Nietzsche (1811-1867). See Pforta, second-half of October 1859: Letter to Rosalie Nietzsche. "Dir besonders, liebe, Tante, bin ich so vielen Dank schuldig für alle die schönen Gaben, mit denen du mich beschenkt hast. Der Kuchen und die Nüsse haben trefflich den Magen, Humbolds Biographie dem Geiste gemundet und mundet noch immer. —" (To you especially, dear, aunt, I owe so many thanks for all the beautiful gifts you have given me. The cake and the nuts were, and still are, excellent for the stomach, [the] Humboldt biography for the mind. —)
4. Paul Deussen had previously studied theology in Tübingen, which Nietzsche severely disapproved of and tried to cajole him into studying philology. Cf. Naumburg, September 1866: Fragment of a letter to Paul Deussen in Tübingen: "... ich Dich auf das angelegentlichste bat, Dein theologisches Bärenfell abzustreifen und Dich als jungen philologischen Löwen zu gebärden. [...] Ich bitte mir dies nicht übel zu deuten. Gewiß wirst Du tüchtig gearbeitet haben, aber ich bin nicht mehr im Stande, diese Arbeit zu schätzen, wenn ich an eine Bedingung dabei nicht glaube: nämlich daß diese Art Arbeit Dein Beruf sei. Ich glaube daran nicht, weil Du nach Deinem eignen Zeugnisse nicht daran glaubst. [....] ich fürwahr für meinen Theil werde mich nie überzeugen lassen, daß Du in Deinem Berufe arbeitest, so lange Du Dich für ein theologisches Examen vorbereitest. [....] Je mehr ich und je heller ich, in den Vorhöfen der Philologie stehend, in ihre Heiligthümer einblicke, um so mehr suche ich für sie Jünger zu gewinnen." (... I asked you most earnestly to shed your theological bearskin and to behave like a young philological lion. [...] Please don't take this badly. You will certainly have worked hard, but I am no longer able to appreciate this work if I do not believe in one condition: namely that this type of work is your profession. I do not believe in it, because according to your own testimonies you do not believe in it. [....] I for my part will never let myself be convinced that you are working in your profession as long as you are preparing for a theological examination. [....] Standing in the courtyards of philology, the more I look, and the clearer I look into its sanctuaries, the more I seek to win disciples for it.) On Deussen's decision to return to Bonn see Paul Deussen, Mein Leben. Leipzig: Brockhaus, 1922, 91 f.: "... ging das kurze Sommersemester in Tübingen zu Ende, sein Resultat war, daß ich von allen theologischen Gelüsten fürs erste gründlich kuriert war. Dazu hatten Becks orthodoxer Mystizismus, die engherzige Haltung der Kameraden wie auch die Mahnbriefe Nietzsches gleichmäßig das ihrige beigetragen . Nach Tübingen zurückkehren wollte ich nicht. Nach Leipzig zu grammatischen und textkritischen Studien zog es mich auch nicht, und so beschloß ich, noch für ein Semester nach Bonn zurückzukehren." (... the short summer semester in Tubingen came to an end, the result was that for the time being I had been thoroughly cured of all theological cravings. Beck's orthodox mysticism, the narrow-minded attitude of his comrades, and Nietzsche's letters of warning all contributed equally to this. I did not want to return to Tübingen. I was not drawn to Leipzig to study grammatical or textual criticism either, so I decided to return to Bonn for another semester.)
5. See Paul Deussen, Mein Leben. Leipzig: Brockhaus, 1922, 92: "Bei Gildemeister, der gar nicht wußte, welches Gesicht er aufsetzen sollte, als ich ihm von meiner Tübinger Irrfahrt erzählte, nahm ich das Sanskrit wieder auf, und wir haben in diesem Semester die ganze Anthologie bis zu Ende durchpräpariert." (With Gildemeister [Johann Gildemeister (1812-1890): German Orientalist], who did not quite know which face he should put on when I told him about my Tübingen odyssey, I picked up Sanskrit again, and this semester we have thoroughly dissected the entire anthology to the very end.)
6. Paul Deussen originally wanted to study philology in Leipzig from the summer semester of 1866. Cf. Leipzig, 04-22-1866: Letter to Franziska and Elisabeth Nietzsche in Naumburg.
7. Euagoras/Evagoras (411-374 BC): King of Salamis in Cyprus.
8. Diodorus Siculus, or Diodorus of Sicily (fl. 1st cent. BC): Greek historian. Bibliotheca historica. XIII, 106; XIV, 39, 98, 110; XV, 1-4, 8-10, 47. See entry for Diodorus in Nietzsche's Library.
9. Photius (ca. 810/820-893): patriarch of Constantinople and author of Bibliotheca. Cf. Bibliotheca, 39, 100, 118.
10. Isocrates, Orations, IX. E.g., in Greek with English notes. In: Isocrates, Edward Seymour Forster (ed.), Isocrates. Cyprian Orations. Evagoras, Ad Nicoclem, Nicocles Aut Cyprii. Oxford: Clarendon Press, 1912, 73ff.
11. See, e.g., Isocrates, George Norlin (ed.), Busiris.
12. See Paul Deussen, Mein Leben. Leipzig: Brockhaus, 1922, 88: "Im Sommersemester wurde der mit mir von Pforta her bekannte Machenhauer mein Stubennachbar, der, arm wie er war, seinen Unterhalt mit Stundengeben in dem Institut erwarb, welches Mr. Perry in der Poppelsdorfer Allee [in Bonn] unterhielt. Auch mich führte er dort ein, und auf die Empfehlung Schaarschmidts hin wurde ich im Sommer 1865 mit der Aufgabe betraut, einem vornehmen, etwa 25jährigen jungen Engländer, der seine Examina für Indien gemacht hatte und im Lateinischen durchgefallen war, lateinische Nachhilfestunden zu geben, für welche ich, da er sehr weit weg bei Poppelsdorf wohnte, fünfzehn Groschen berechnete und erhielt." (In the summer semester, Machenhauer, whom I knew from Pforta, became my roommate, who, poor as he was, earned his living by giving lessons in the institute run by Mr. Perry on Poppelsdorfer Allee [in Bonn]. He also introduced me there, and on Schaarschmidt's recommendation I was entrusted in the summer of 1865 with the task of giving tutoring lessons in Latin to a distinguished young Englishman of about 25 who had passed his exams for India and had failed in Latin which, since he lived very far away near Poppelsdorf, I charged and received fifteen groschen.)
13. Adam Deussen (1801-1887), a pastor, first in Dierdorf, then in Oberdreis since 1843, and Jakobine Deussen (born, Ingelbach 1813-1893). They were married on 06-19-1840.
14. Nietzsche's work on the Greek poet, Theognis of Megara (6th century BC), was eventually published as "Zur Geschichte der Theognideischen Spruchsammlung." In: Rheinisches Museum für Philologie. 22 (1867): 161-200.
15. A lexicon on Aeschylus for the Leipzig philologist, Wilhelm Dindorf (1802-1883), which was eventually abandoned. For Nietzsche's dealings with Dindorf, see his autobiographical "Rückblick auf meine zwei Leipziger Jahre" (Retrospect on My Two Years at Leipzig). English translation in: Nietzsche's Writings as a Student. The Nietzsche Channel, 2012, 119-43 (131).
16. The letter is lost.
17. Wilhelm Michael (1843-1886).
18. Paul Töpelmann (1843-1895).
19. Wilhelm Michael, De ratione qua Livius in tertia decade. Bonn: Georg, 1867.
20. Otto Jahn (1813-1869): German philologist at Bonn since 1854; Arnold Schäfer (1819-1883): German historian at Bonn since 1861; the famous Berlin publishing house, Weidmann, founded in 1680.
21. Paul Töpelmann, De Posidoni Rhodio rerum scriptore. 1867.

Nietzsche in the Arts: 1890-Present
Over 1,500 works of art.

Latest Additions.

 


"Aldus Sprak Zarathustra."
© Albert Helman.1
"Book cover," 1944.2
Enhanced image The Nietzsche Channel.


"Lou" Lichtveld, a/k/a Albert Helman.

"Wien de goden willen verderven, slaan zij met blindheid. De waarheid van deze oude uitspraak kan iedereen erkennen die zich bezig houdt met de geschiedenis van mensen en mensengroepen, volkeren en rijken. Doch even waar blijkt daarbij ook, dat Gods molens, hoewel zij zeker heten te malen, dit menigmaal uitermate langzaam doen, en de verblindheid van zowel individu als natie herhaaldelijk de kans krijgt tot genezing te komen, als zij maar luisteren naar profetische, waarschuwende stemmen, in staat om ook de meest bedorven ogen te openen, ten einde de waarheid te aanschouwen en tot inkeer te komen." (Those whom the gods desire to destroy, they smite with blindness. The truth of this old statement can be recognized by anyone who is concerned with the history of a people and groups of people, nations and empires. But it also appears to be just as true that God's mills, though they are said to grind, often do so exceedingly slowly, and the blindness of both individual and nation is repeatedly given a chance to be healed, if they but heed to prophetic voices of warning, able to open even the most corrupted eyes, to see the truth and to repent.)3

1. Albert Helman was the pseudonym of Lodewijk "Lou" Lichtveld (1903-1996): Surinamese-born Dutch journalist, novelist, poet, anti-colonialist, and resistance fighter during the Spanish Civil War and WW2. The artist who created the vignette in red and gold on the title page is identified in the book as Wim van Woerden.
2. VIEW LARGER IMAGE. Friedrich Nietzsche, Albert Helman Aldus sprak Zarathustra. Driebergen: De Twee Fonteinen [Amsterdam, F. Hoes, 1944]. The book is a Dutch "Tarnschrift" — a camouflaged publication to avoid Nazi censorship — hidden inside a "cover" purporting to be Nietzsche's "Thus Spoke Zarathustra." To further mask the real contents of the book, Helman printed a fake dedication to Adolf Hitler: "Opgedragen aan den // Rattenvanger van Berlijn / onder het motto van Joseph Göbbels: / 'Wir sind doch das Elitenvolk.'" (Dedicated to the // Pied Piper of Berlin [Adolf Hitler] / under the motto of Joseph Göbbels: / "We are the elite people.") The actual contents contains criticism of the German mindset during WW2. It was published in 1944 in an edition of 250 copies (with 25, numbered I-XXV, reserved for Helman and his friends.) It was reprinted two years later under the title Teutonenspiegel. Een les in literatuur-geschiedenis. (Teutonic Mirror. A Lesson in Literary History). Amsterdam: Amsterdamsche Boek- en Courantmij, 1946. For further information about the book, see Jeroen Dewulf, Spirit of Resistance. Dutch Clandestine Literature During the Nazi Occupation. Camden House, 2010, 160f.
3. Excerpt from Friedrich Nietzsche, Albert Helman Aldus sprak Zarathustra. Driebergen: De Twee Fonteinen [Amsterdam, F. Hoes, 1944]. Reprinted as Albert Helman, Teutonenspiegel. Een les in literatuur-geschiedenis. Amsterdam: Amsterdamsche Boek- en Courantmij, 1946, 13.

Nietzsche. Late Prefaces.
Translated and annotated, with an introduction.

We wrote this in 2019 but hit a "roadblock" along the way. We have translated and annotated all the prefaces, and will finish the introduction soon. It will go on sale after that. It would make an interesting book for a class on Nietzsche.
The cover image is from a 1910 painting of the Hotel Edelweiss in Sils Maria, which Nietzsche frequented.

Excerpt from late preface to Mixed Opinions and Maxims.
In dual text with 21 annotations.

Excerpt from Introduction

In 1886, Friedrich Nietzsche's life was at a crossroads: he had just successfully sued his publisher; his books were not selling; his latest work was deemed the product of someone fit for a visit to an alienist. What could he do? When contemporary intellectuals face similar circumstances, wondering how to combat perceived injustice, and simply vent, they often entertain the same idea: start a magazine. Nietzsche would, of course, not choose this path, but instead opted to try to expand his influence — and income — by augmenting his previous works with additional prefaces. The prefaces would both answer his critics and illuminate the arc of his intellectual journey. In August of 1886, for example, Nietzsche explained his plans to his new — and former — publisher, Ernst Wilhelm Fritzsch, who in 1872 had published Nietzsche's first book, The Birth of Tragedy, and who was on board to continue:

Dear and worthy publisher,

It gives me great pleasure to be able to speak with you again like this!1 Just when I instructed C. G. Naumann2 to deliver to you a copy of my new work,3 your telegram arrived: I took this coincidence as a favorable and kindly omen of my destiny. —

Schmeitzner is now no longer indebted to me: I have reserved the rights for potential new editions.4

This fall and winter, you should devote yourself to the distribution of the still not "released" Zarathustra,5 which, to some extent, will be a very attractive contrast next to my just-published book, Beyond Good and Evil; on the other hand, the just-mentioned work is a kind of introduction to the background of Zarathustra; people will even discover that it does not concern flights of fancy and imaginary things.6 — Perhaps the three parts could be stitched together? For the prologue of the first part applies to the entire work. And the salability seems easier to me if on the collective title page is:

Thus Spoke Zarathustra.
A Book for All and None.
By
Friedrich Nietzsche.
In Three Parts.

It's a pity that I cannot explain to you in person my ideas on what seems to me advisable with regard to the other books. The number of copies is so great that it might seem as if it were an entirely new edition. This has given me an idea. If the title and cover pages were to be replaced and in any case some bookbinder work were necessary, what do you think? Would it not be reasonable to utilize that impression, i.e., to have it printed on the title [page].

New edition
Augmented by a Preface. (or
Introduction etc?)

You will notice that Hum[an] All Too Hum[an], Dawn, The Joyful Science lack a preface: there were good reasons at the time these works were developed that I imposed a silence on myself — I was still too close, still too much "within'' [them] and barely knew what had happened to me. Now that I myself can best and most accurately say what are the special and incomparable things in these works, and how they inaugurate a new literature for Germany (the prelude of a moralistic self-education and culture, which has hitherto been lacking in Germans), I would like to decide upon such retrospective and supplementary prefaces. My writings represent an ongoing development, which will not only be my personal experience and fate: — I am only the first, an upcoming generation will understand what I have experienced by itself and have a discriminating palate for my books. The prefaces might make clear what is necessary in the course of such a development: from which incidentally a benefit would ensue, the fact that once someone is hooked on one of my works, he would have to ingest them all.

In the event that my idea appeals to you and makes sense, I will spend this winter on coming up with such prefaces: my attempt would be to give each of these prefaces such an independent value that for their sake alone the works would have to be read. — Starting with "Human, All Too Human," of which 511 copies are still available, just enough to represent a new edition? What do you think? The two appendices to it (Mixed Opinions and Maxims and The Wanderer [and His Shadow]) might then perhaps be published the year after? As a second volume? —

I think you understand me, my dear and highly esteemed Mr. Fritzsch, that with all of these proposals, I have your interest in mind; I would absolutely not ever want you to regret the great confidence that you have given me by purchasing all my previous literature.

On the back of the cover of the last-published book, you will find a kind of overview and program about my past and future activity. There shall be 10 works, and no more, with which I will "survive"; 6 of them are now in your hands. Simplification of the titles (so that they are easy to quote, e.g., just "The Birth of Tragedy"); but then a short explanation as well where I "prove" the misunderstanding of a title (e.g., for "The Joyful Science" the addition of "gai saber" in parentheses, to remind one of the Provençal origin of my title, and of those poet-knights, the troubadours, who encapsulated all their skills and wishes in that formula) — it seems to me that such things would be useful. More details when I have your reply to my proposals suggested herein.

Your most devoted
Prof. Dr. Nietzsche

NB. You'll never again get such a long letter: the master's eyes forbid it.

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