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1865 Correspondence.

 


Franziska Nietzsche at 25.
From tinted photo, ca. 1850.1
Colorized and enhanced image ©The Nietzsche Channel.

Bonn, 2. Februar 1865:
Brief an Franziska und Elisabeth Nietzsche.

Meine liebe Mamma,

ich möchte vor allen Dingen eine gute Feder haben, um Dir einen recht hübschen Brief schreiben zu können. Denn diese hier kritzelt mir viel zu sehr. Sodann möchte ich Dir eine frische blühende Hyacinthe schicken, denn keine Blume erinnert mich so lebhaft an Deinen lieben Geburtstag2 als diese. Endlich möchte ich so viel Vermögen haben, um Dir einen kleinen Morgenbesuch zu machen und meine besten, herzlichsten Wünsche in persona auszusprechen.

"Da's aber nicht kann sein,
Bleib ich allhier allein."3

Das ist traurig, nicht wahr? Aber in zwei Monaten ist auch diese Zeit der Trennung überwunden. Heute aber werden wir recht, recht lebhaft an einander denken, und wenn Ihr zu Mittag Karpfen eßt, so werde ich einen Wohlgeschmack davon auf der Zunge haben.

Wie sehr habe ich mich über Deinen letzten recht ausführlichen Brief4 gefreut. Hatte ich doch seit Neujahr noch keinen Brief bekommen. Vor ein paar Tagen habe ich nun freilich vom Onkel Edmund5 vielerlei über sein Befinden und über Familienverhältnisse gehört. Dagegen vermisse ich immer noch Nachricht von Gustav und Wilhelm,6 denen ich vor und nach Weihnachten geschrieben habe.7 Hat Euch Gersdorff und Kuttig8 einmal wieder besucht?9 Beide sind an der Reihe mir wieder zu schreiben, aber Gersd[orff] wird wenig Zeit des bevorstehenden Examens wegen haben.10

Von meinem Leben kann ich Dir mancherlei erzählen. Viele, ungewöhnlich viele Kunstgenüsse. Donnerstag ein Gesangvereinsconzert11 von einer Vortrefflichkeit, wie ich noch keines gehört. Freitag die Friederike Goßmann in meheren reizenden kleinen Lustspielen.12 Von ihr muß ich Euch noch viel erzählen, Du liebe Lisbeth würdest fabelhaft "enchantirt" sein, wenn Du sie gesehn.13 Sie trat auf in der Grille,14 in der Widerspenstgen Zähmung,15 in "Feuer in der Mädchenschule"16 und "Sie schreibt an sich selbst,"17 zuletzt "Sie hat ihr Herz entdeckt."18 Wir waren natürlich sammt und sonders in sie verliebt, heulten auf dem Kneipabend die Lieder, die sie gesungen und rieben auf ihr Wohl einen Salamander.19 In Köln habe ich Sonntag die Bürde-Ney gehört als Valentine in Meierbers Hugenotten.20 Nicht wahr, das ist sehr viel hintereinander? Was meine Ferien betrifft, so kann ich noch nichts Bestimmteres schreiben, als daß ich Anfangs April kommen werde. Das ist nun sicher, daß wir für die Zeit unsres Zusammenseins ein Festprogramm entwerfen müssen. Länger als ein Jahr kann ich übrigens bestimmt nicht in Bonn bleiben, das ist mir deutlich. Daß ich den nöthigen Nutzen von Bonn ziehe, das hoffe ich. Daß der Aufenthalt viel Geld kostet, das weiß ich. Ich lebe durchaus in keiner Beziehung verschwenderisch, aber die Hausrechnungen sind immer sehr hoch. Ich will Dir nur schreiben, was ich augenblicklich alles bezahlen muß — alles das, was noch tüchtig warten kann, ungerechnet — noch 30 Thl. an meinen Wirth, 10 Th. an einen Freund,21 anfangs Januar entliehen, und mindestens 15 Thl. an Handwerker, Kneipwirthe usw. Das ist doch recht böse. Ich erzürne mich oft darüber, daß Geld und Metall so wenig Stand hält. Spätere Semester werden gewiß viel billiger werden. Aber, Maman, wenn Du glaubst, daß ich mit 30 Thl. pr. Mon. auskommen kann, so ist das leider sehr unrichtig.

Das ist indessen alles weniger angenehm als abstoßend. Deshalb gehe ich darüber hinweg und spreche bloß den Wunsch aus, möglichst viel Geld möglichst bald zu bekommen, da es eine unangenehme Empfindung ist, alle Morgen einige Philister an die Thür klopfen zu hören, ohne Geld zu haben.

Daß Euch die Lieder22 im Allgemeinen gefallen, freut mich recht sehr. Ich habe über dieselben mit dem hiesigen Direktor Brambach ausführlich gesprochen. Nun habe ich mir zwar fest vorgenommen, in diesem Jahre nichts zu componieren. Er rieth mir sehr an, Unterricht im Contrapunkt zu nehmen. Aber ich habe kein Vermögen dazu. Meine Gründe, nichts zu componieren, will ich Euch mündlich mittheilen. Weißt Du nicht ein hübsches Geschenk, das ich dem Manne machen könnte? Ich nehme nicht gern Gefälligkeiten an, wenn ich nicht wieder welche erweisen kann.

Noch dies: ich bin für den hiesigen Gustav-Adolfsverein thätig. Nächstens werde ich darin einen Vortrag halten.23

Noch dies: meine Wendung zur Philologie ist entschieden. Beides zu studieren ist etwas Halbes.24

Und zum Schluß, liebe Mama, wende ich mich wieder zu Dir, um Dir noch einmal das Beste und Schönste zu wünschen, was ich nur kann. Wir wollen alle drei recht angelegentlich wünschen, daß Dir das folgende Jahr ohne Störungen und Betrübnisse vorübergehe, und wir, meine liebe Lisbeth und ich, wollen mit besten Kräften dazu beitragen. Daß Du mich auf allen meinen Wegen mit den herzlichsten Gedanken begleitest, weiß ich, liebe Mama. Und daß selbst das Leben auf der Universität reich an unangenehmen Erfahrungen und inneren Mißstimmungen ist, das ist leider wahr. Drum wollen wir mit liebevollem Thun und Denken unsre Lebensbahnen uns gegenseitig ausschmücken.

Lebe recht, recht wohl, liebe Mama.

Grüße an die lieben Tanten!25

Dein Fritz.

1. Franziska Nietzsche, at 25, ca. 1850. Two reproductions: 1. by Atelier Hertel, Weimar; and 2. by Louis Held, Weimar. GSA 101/315. The date of the photo is uncertain. GSA lists it as 1845, and Nietzsche Chronik as ca. 1850. See Friedrich Nietzsche. Chronik in Bildern und Texten. München: Hanser, 2000, 13.
2. Franziska Nietzsche's birthday was on February 2.
3. Cf. the folksong, "Der Flug der Liebe." In: Johann Gottfried von Herder, Sämmtliche Werke. Zur schönen Literatur und Kunst. Achter Theil. Stimmen der Völker in Liedern. ... Tübingen: Cotta, 1807, 482. "Wenn ich ein Vöglein wär', / Und auch zwey Flüglein hätt', / Flög' ich zu dir; / Weil es aber nicht kann seyn, / Bleib' ich allhier." (If I were a little bird, / And also had two little wings, / I would fly to you; / But since it cannot be, / I will stay here.)
4. The letter is lost.
5. Edmund Oehler (1832-1891), his maternal uncle in Gorenzen.
6. Nietzsche's friends in Naumburg since childhood: Gustav Krug (1844-1902) and Wilhelm Pinder (1844-1928).
7. The letters are lost.
8. Victor Kuttig (1846-1901): a student at Schulpforta.
9. Carl von Gersdorff visited Naumburg on 11-27-1864.
10. Carl von Gersdorff's Abitur, the final exam prior to graduation.
11. A reference to the 01-26-1864 third subscription concert of the Bonn Municipal Choral Society conducted by its music director, Carl Joseph Brambach (1833-1902). The program included: Symphony in E flat major by Franz Joseph Haydn (1732-1809); G-minor Piano Concerto by Martin Wallenstein (1843-1896); Op. 139 for choir and orchestra by Franz Schubert (1797-1828); Solo pieces for piano performed by Martin Wallenstein; In the Highlands, Scottish Overture by Niels Wilhelm Gade (1817-1890); Biem Abschied zu singen, Op. 84, by Robert Schumann (1810-1856); Fantasy for piano, voices, chorus and orchestra, Op. 80 by Ludwig van Beethoven.
12. Friederike Gossmann (1838-1906): German-Austrian actress who performed in plays by August Förster and Wolfgang Müller von Königswinter. See Notes 15 and 17.
13. Nietzsche is teasing Elisabeth for her overuse of "enchanting" to describe everything she adores.
14. Charlotte Birch-Pfeiffer (1800-1868), Die Grille. Schauspiel in 5 Aufzügen, mit theilweiser Benugung des Romans: "la petite Fadette," von George Sand. Hamburg: Schuberth, 1857.
15. William Shakespeare, The Taming of the Shrew. Performed in Bonn on 01-20-1865.
16. August Förster (1828-1889), Feuer in der Mädchenschule. Lustspiel in 1 Akt nach dem Französischen. Berlin: Kolbe, 1860.
17. Carl von Holtei (1797-1880), Sie schreibt an sich selbst. Lustspiel in 1 Akt nach dem Französischen. 1843. In: Theater von Carl von Holtei. Breslau: Schulz, 1845, 498-508.
18. Wolfgang Müller von Königswinter (1816-1873), Sie hat ihr Herz entdeckt. Lustspiel in 1 Akt. Berlin: Bloch, 1865. 1883 edition. Nietzsche also saw Hedwig Raabe perform in the play in 1866 in Leipzig. Cf. Leipzig, 06-06-1866: Draft of a letter to Hedwig Raabe.
19. A student custom toasting one's health.
20. Jenny Bürde-Ney (1826-1886): German operatic soprano who performed on 01-29-1865 in The Huguenots by Giacomo Meyerbeer (1791-1864).
21. Presumably Hermann Mushacke. Cf. Bonn, 08-24-1865: Letter from Hermann Mushacke to Nietzsche in Naumburg.
22. Some lieder which Nietzsche wrote on 12-13-1864. Cf. Bonn, December 1864: Letter to Franziska and Elisabeth Nietzsche. See The Nietzsche Channel, Friedrich Nietzsche in Words and Pictures. Appendix 2. Chronology of Nietzsche's Music, 2012, 11-17.
23. On Monday 03-13-1865 (lecture nights at the Gustav Adolf Society were always held on Mondays), Nietzsche delivered his lecture on "Die kirchlichen Zustände der Deutschen in Nordamerika" (The Ecclesiastical Situation of Germans in North America). See BAW 3, 84-97; KGW 1/4, 18-31. The lecture was not an independent work but was mostly lifted from a book about America by the German-American theologian Philipp Schaff (1819-1893): Amerika. Die politischen, socialen und kirchlich-religiösen Zustände der Vereinigten Staaten von Nordamerika. Mit besonderer Rücksicht auf die Deutschen aus eigener Anschauung dargestellt von Dr. Philipp Schaff, Professor der Theologie zu Mercersburg in Pennsylvania. (America. The Political, Social and Ecclesiastical-Religious Situation of the United States of North America. With special respect to Germans from personal experience described by Dr. Philipp Schaff, Professor of Theology at Mercersburg, Pennsylvania.) Berlin: Wiegandt und Grieben, 1854. Cf. Bonn, mid-March 1865: Letter to Franziska and Elisabeth Nietzsche in Naumburg.
24. Cf. Bonn, 11-10/17-1864: Letter to Franziska and Elisabeth Nietzsche in Naumburg.
25. Rosalie Nietzsche (1811-1867), his paternal aunt; Friederike Dächsel (1793-1873): the step-sister of Nietzsche's father, and the wife of Carl August Dächsel (1790-1858) in Naumburg.

 


Elisabeth Nietzsche.
By: J. Höflinger, Basel.
From tinted photo, ca. 1870s.
Colorized and enhanced image ©The Nietzsche Channel.

Naumburg, 26. Mai 1865:
Brief von Elisabeth Nietzsche.

Inniggeliebter Fritz!

Du wirst jetzt immer sehr sehnsüchtig nach einem Brief ausgeschaut haben, und wirst Dich wundern, daß wir ganz und gar in Trubel und Vergnügen unterzugehen scheinen, und es ist allerdings in der letzten Zeit schlimm gewesen. Erst hatten wir den Maurer und als wir den eben expediert hatten kam Abend ½10 Uhr Tante Ida1 höchst vergnügt an; Sonnabend2 große Vorbereitung zum Familienfest, Sonntag große Familientafel 15 Personen, Mamachen wird Dir Näheres schreiben: Montag mit Tante Ida und Fr. P[astor] Leer in Kösen, Dienstag großes Wasch- und Plattfest zu Mittwoch, wo eine große Gesangvereinspartie mit Conzert, Fanfar und Tanz nach Kösen war Donnerstag Bergtag,3 Freitag kam Rudolph4 und blieb Sonnabend und Sonntag da. Montag waren wir nun eigentlich zum Schulfest5 eingeladen, aber wir waren todtmüde und blieben zu Hause. Auf dem Bergtage war es wirklich wunderhübsch und haben außerdem eine reizende Bekanntschaft gemacht. Frl. Hirt, welcher Du Dir vielleicht von Leers aus her erinnerst, ist jetzt in Kösen im Bade und war auch auf dem Bergtag mit einer Frau Bankdirektor Schneider nebst Töchterlein von beinah 16 Jahren und kleinem Sohn, aus Köthen. Eine höchst nette allerliebste Familie, und da Mamachen merkte, daß das Töchterchen gern tanzen würde, stellte sie ihr Kuttig vor welcher alsbald ihr noch Andre vorstellte, so amüsierte sie sich sehr wohl, und wir waren höchst vergnügt zusammen. Sonnabend Nachmittag kommt nun ein Kästchen mit dem wunderbarsten Spargel an und einem allerliebsten Gedichtchen vom Töchterlein.

Ein freundliches Entgegenkommen
Belebt das Herz und macht es froh;
Wenn man auf Bergen sich kann sonnen
So wünscht man: "Wär's doch immer so."
Und wenn man nun erst Menschen findet,
In deren Augen Liebe lacht,
Da ist in meinem kleinen Herzen
Die treuste Liebe aufgewacht.
Doch wenn geendet ist der Reigen,
Die Tänzer sich nach Pforte neigen,
So schweigt das Herz, der Magen spricht,
Drum senden wir dies klein Gericht,
Und bitten: "Laßen Sie sich's schmecken,
Beim nächsten Wiedersehn wolln wir uns drüber [necken!"

Montag habe ich nun meine Antwort geschickt, welche etwas lang ausgefallen ist, die ich Dir auch mitschicken würde, wenn sie nur nicht den Brief zu schwer macht. Nun vielleicht geht es doch. Du siehst nun liebes Fritzchen wie vergnügt wir jetzt gelebt haben, und noch dazu reise ich morgen oder übermorgen so über 8 Tage nach Colditz zur lieben Tante Ida und Rudolph dazu. Mit der lieben Mama ist's noch unbestimmt. Ich freue mich unendlich darauf, und von dem Onkel Schenkel6 werde ich mich über Verschiedenes belehren und bekehren lassen, denn Du hast an mir mit Deinen eigentlich sehr traurigen Ansichten eine zu gelehrige Schülerin gefunden;7 daß ich, wie Mama sagt: auch eine Überkluge geworden bin, da ich jedoch meine Lama-Natur8 nicht vergessen kann, so bin ich voll von Verwirrung, und denke lieber gar nicht daran, weil nur Unsinn heraus kommt. Wenn ich aber zum Onkel komme, werde ich mich recht streiten, daß ich von dem Richtigen überzeugt werde, und zuletzt gehe ich noch zum Onkel Edmund,9 das wird gewiß helfen.

So viel ist aber gewiß: Es ist viel leichter Vieles nicht zu glauben, als umgekehrt, und da das Schwere wohl auch das Richtige ist, so will ich mir dazu Mühe geben. Manchmal möchte ich Du wärst da, und ich könnte einmal einen Zank zwischen Onkel Edmund und Dir hören, aber es ist viel besser so, denn es wäre doch nur traurig. Am allermeisten thut es mir aber leid, daß Du den unglücklichen Strauß10 mit in die Ferien gebracht hast, und daß ich so viel davon gehört habe durch Dich, denn das ist die erste Stufe zum neuen Glauben oder Unglauben, daß man hört, wie es überhaupt möglich ist, die heiligsten (wenigsten den Gläubigen) Sachen zu bezweifeln und zu bekritteln und wenn man einmal das thut, so ist es mir als ob die feste Schutzmauer gefallen ist, und man nun vor einer weiten planlosen, verwirrten, nebelhaften Wüste steht, wo es nichts Bestimmtes giebt, und unser armer, elender so oft irrender Geist der einzige Führer ist. — Nun höre ich davon auf. —

Nun möchte ich eigentlich was Amüsantes erzählen; und so will ich Dir nur mittheilen, daß Fr. v. Büsch11 jetzt bei Fr. Laubscher12 englische Stunden nimmt und ich bin auch mit dabei, wobei ich mich freilich amüsiere, es ist wirklich wunderhübsch. Natürlich ist die Stunde: "Ohne Buch" nur Conversation.

Da ich noch so viel Platz habe, so will ich Dir nur noch meine Antwort nach Kösen schreiben, es macht Dir vielleicht Spaß.

Ich lag im süßen Traume
Es regte sich kaum im Baume,
So heiß stahl sich die Sonne herein,
Es glühte Alles im Nachmittagsschein,
Schnell schloßen sich die Augelein,
Vom Tanzen müd und lustig fein;
Und Bilder bunt vorüberzogen
Gestalten leicht vorüberflogen,
Im muntern Tanz im Sonnenschein,
Ich selber springe mitten drein,
Und in dem Auf und Niedertauchen,
So freundlich strahlen braune Augen,
Und wenn ich so an die gedacht,
So bin ich plötzlich aufgewacht.
Verschlafen halb was muß ich schauen,
Kaum will ich meinen Augen trauen
Ein zierlich Kästchen sieht mich an,
Und wie ich es schnell aufgethan
In's Kätschen eilig reingeblickt
Der Spargel mir entgegen nickt.
Mein Leibgericht so wunderschön
Wie ich es fast noch nie gesehen.
Und nun das Blättchen das dabei
So voll von Herz und Schelmerei,
Ganz glücklich hat es mich gemacht,
Und hab in meinen Sinn gedacht,
Als ich die Worte hab gelesen:
Wie ist der Bergtag schön gewesen!
Und nun möcht ich den Dank wohl sagen,
Doch ach ich muß es leider klagen,
Die Knittelverse wollen nicht
Hier sagen was mein Herze spricht,
Sie wollen durchaus sich nicht bequemen
Den Dank recht zierlich aufzunehmen,
Sie treiben mit mir wohl ihr Spiel
Doch stets — der Sylben giebts zu viel.
Die größte Schuld mag ich wohl tragen,
Weil ich unendlich viel möcht sagen,
Und da das besser mündlich geht,
Hier auch gleich meine Bitte steht.
Ob Morgen if it is very fine
Bei klarem Himmel und Sonnenschein
Wir könnten uns nicht wiedersehn
Das wäre doch so wunderschön!
Um 4 Uhr fängt's Conzert wohl an,
Doch man auch später kommen kann.
Ihr lieb Frau Mamachen nun bitte ich sehr,
Ob es vielleicht nicht möglich wär,
Morgen die kleine Partie zu machen,
Wie wollten wir dann scherzen und lachen!
Mamachen nun hat mir aufgetragen
Viel Dank und herzlichen Gruß zu sagen,
Und wie Ihr Kommen sie wird freun
Das wird zu sagen nicht nöthig sein,
Auf dem Bürgergarten in grünen Hallen,
Wenn Geigen und Trompeten schallen,
Wenn Blumendüfte so lieblich wehn,
Da hoff ich auf fröhliches Wiedersehn.

Und nun lieber, guter Fritz thun mir die Finger ganz weh so vom Schreiben oder vielmehr Schmieren. Bitte bitte schreibe mir einmal ganz apart von Bonn aus nach Colditz per addr. Hr. Dr. Diaconus Schenkel.13 Du machtest überglücklich Dein

Dich zärtlich liebendes
Lama oder Lieschen Nietzsche

1. Franziska Nietzsche's sister Ida Schenkel (1833-?); her husband Moritz (1834-1909), pastor at Cainsdorf, near Dresden; his brother Rudolf Schenkel (1844-1889), a lawyer. Franziska Nietzsche was also the aunt of Emma Patz, Ida's daughter, who lived in Oelsnitz with her husband Robert.
2. 05-13-1865.
3. In the summer, on the so-called Bergtag (mountain day), Pforta students hiked to the nearby Knabenberg, which was named after them, for an outdoor festival with refreshments and dancing.
4. Rudolf Schenkel. See Note 1.
5. Schulpforta's founding was celebrated every year on May 21st and 22nd.
6. Moritz Schenkel. See Note 1.
7. Cf. Elisabeth Förster-Nietzsche, Das Leben Friedrich Nietzsche's. Bd. 1. Leipzig: Naumann, 1895, 215. "Die religiös-philosophischen Ansichten, die mein Bruder in den Osterferien ausgesprochen hatte, fingen aber an, mich nachträglich sehr zu beunruhigen. — Ich beschloß daher, zu zwei meiner sehr frommen Pastorenonkels zu reisen und mich von ihnen, wie ich mich etwas kindlich ausdrückte, 'wieder fest im Glauben machen zu lassen'." (The religious-philosophical views that my brother had expressed during the Easter holidays began to worry me afterwards. — I therefore decided to travel with two of my very pious pastor uncles and let them, as I put it somewhat childishly, "make me firm in my faith again.")
8. "Llama": Nietzsche's nickname for his sister. A source of the nickname was alluded to but not specifically identified by Elisabeth Förster-Nietzsche in her Der junge Nietzsche. Stuttgart: Kröner, 1912, 44. "Übrigens verdante ich dieser alten Naturgeschichte meinen Spißnamen "Lama", mit dem mich mein Bruder sein ganzes Leben hindurch vertraulich nannte. Über besagtes Tier stand nämlich in dem altmodischen Buche folgendes: "Das Lama ist ein merkwürdiges Tier; freiwillig trägt es die schwersten Lasten, wenn man es aber zwingen will oder übel behandelt, so verweigert es Nahrung zu sich zu nehmen und legt sich in den Staub um zu sterben." Diese Charakteristik fand mein Bruder so genau auf mich passend und immer wieder von neuem zutreffend, daß er sich besonders in schwierigen Fällen, wo er meiner Hilfe bedurfte, immer dieses Namens bediente. Niemand sonst hatte mich so genannt." (Incidentally, I owe my nickname "Llama," which my brother used to call me in private throughout his life, to this old natural history [book]. The antiquated book said the following in particular about the said animal: "The llama is a remarkable animal; it voluntarily carries the heaviest loads, but if you try to force it or treat it badly, it refuses to eat and lies down in the dust to die." My brother found this characteristic so fitting and again and again applicable to me that he always used this name, especially in difficult circumstances when he needed my help. Nobody else called me that.) A possible source could be Samuel Schilling, "Das Schaafkameel oder Lama (Camelus Glama, Auchenia Glama, Ovis peruviana)." In: Samuel Schilling, Ausführliche Naturgeschichte des Thier-, Pflanzen- und Mineralreichs, Ein Handbuch für alle Stände, systematisch bearbeitet von Samuel Schilling, Lehrer der Naturgeschichte am Magdalenen-Gymnasium zu Breslau; Mitgliede der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur; Verfasser der Hemiptera Heteroptera Silesiae, Herausgeber des Museums der Natur etc. Erster Band. Thier-Reich: Säugethiere. Mit 60 Tafeln Abbildungen. Breslau: Richter, 1837, 265-266a. "Die Lama's leben heerdenweise zu zwei- bis dreihundert Stück, in den hohen Gebirgen von Peru im Zustande der Wildheit. Gegen die Kälte dieser hohen Gegenden sind sie durch ihr dichtes Haar hinlänglich geschüßt. Sie sind sehr wachsam, und das erste, welches eine Gefahr zu bemerken glaubt, giebt es durch ein lautes Blöcken zu erkennen, wo dann alle die Flucht ergreifen und so lange laufen, bis sie außer Gefahr zu seyn glauben. Dann stehen sie still, und sehen den Feind neugierig an. Ihr Lauf ist so schnell, daß ein Hund sie nicht einzuholen vermag. // Schon als die Spanier Amerika entdedten, fanden sie daselbst das Lama als ein gezähmtes Hausthier. Es wurde zum Lasttragen gebraucht und trägt etwa 100 Pfund. Sein Gang ist dabei langsam und wie abgemessen; es läßt sich durch kein Mittel dahin bringen diesen Gang zu ändern. Ueberhaupt läßt es sich nur mit Güte behandeln. Schläge machen es störrisch; es legt sich nieder und läßt sich eher todt schlagen, als daß es weiter ginge; ebenso wenn man ihm zu viel aufladet. Nur Liebkosungen und gute Behandlung machen es folgsam." (Llamas live in the wild of the high mountains of Peru, in two to three hundred head. They are adequately protected against the cold of these high regions by their thick hair. They are very vigilant, and at the first sign of danger that they recognize, a noisy part of them then takes flight and runs until they think they are out of danger. Then they stand still and look curiously at the predator. They run so fast that a dog cannot catch up with them. // Even when the Spaniards discovered America, they found the llama there as a tamed, domestic animal. It was used for carrying loads and carries about 100 pounds. Its gait is slow and steady; there is no way to change this pace. In general, it can only be handled with kindness; blows make it stubborn; it lies down and lets itself be beaten to death rather than go any further; likewise if one puts too much of a load on it. Only petting and good treatment make it obedient.)
9. Edmund Oehler (1832-1891), his maternal uncle and pastor in Gorenzen, and later Thondorf.
10. Around this time, Nietzsche had read David Friedrich Strauss' Das Leben Jesu für das deutsche Volk bearbeitet. 2. Aufl. Leipzig: Brockhaus, 1864. Cf. Paul Deussen, Erinnerungen an Friedrich Nietzsche. Leipzig: Brockhaus, 1901: 20: "Um diese Zeit war das neue Leben Jesu von Strauß erschienen. Nietzsche schaffte es sich an, und ich folgte seinem Beispiele. In unseren Gesprächen konnte ich nicht umhin, meine Zustimmung auszudrücken. Nietzsche erwiderte: 'Die Sache hat eine ernste Konsequenz; wenn Du Christus aufgiebst, wirst Du auch Gott aufgeben müssen.'" (Around this time [March-April 1865], the new [edition of the] Life of Jesus by Strauss was published. Nietzsche acquired it, and I followed suit. In our conversations I could not help but express my approval. Nietzsche replied: "The matter has a serious consequence; if you abandon Christ, you will also have to abandon God.")
11. Herwine Auguste Karoline Von Bussche-Lohe (born Gersdorff, 1821-1874).
12. Susette Laubscher (?-?).
13. Moritz Schenkel. See Note 1.

 


Elisabeth Nietzsche.
By: J. Höflinger, Basel.
From tinted photo, ca. 1870s.
Colorized and enhanced image ©The Nietzsche Channel.

Bonn, 11. Juni 1865:
Brief an Elisabeth Nietzsche.

Liebe Lisbeth,

nach einem so anmuthigen, mit mädchenhaften Dichtungen durchflochtenen Brief,1 wie ich ihn zuletzt von Dir empfieng, würde es Unrecht und Undank sein, Dich noch länger auf Antwort warten zu lassen, besonders da ich diesmal über ein reiches Material zu verfügen habe und ich nur mit großen Behagen die genossenen Freuden im Geiste "wiederkäue."

Zuvor muß ich jedoch eine Stelle Deines Briefes berühren, die mit eben so pastoraler Färbung als lamaartiger2 Herzlichkeit geschrieben ist. Mache Dir keine Sorgen, liebe Lisbeth. Wenn der Wille so gut und entschieden ist, wie Du schreibst, werden die lieben Onkels3 nicht zu viel Mühe haben. Was Deinen Grundsatz betrifft, daß das Wahre immer auf der Seite des Schwereren ist, so gebe ich Dir dies zum Theil zu. Indessen, es ist schwer zu begreifen, daß 2 X 2 nicht 4 ist; ist es deshalb wahrer?

Andrerseits, ist es wirklich so schwer, das alles, worin man erzogen ist, was allmählich sich tief eingewurzelt hat, was in den Kreisen der Verwandten und vieler guten Menschen als Wahrheit gilt, was außerdem auch wirklich den Menschen tröstet und erhebt, das alles einfach anzunehmen, ist das schwerer, als im Kampf mit Gewöhnung, in der Unsicherheit des selbständigen Gehens, unter häufigen Schwankungen des Gemüths, ja des Gewissens, oft trostlos, aber immer mit dem ewigen Ziel des Wahren, des Schönen, des Guten neue Bahnen zu gehn?

Kommt es denn darauf an, die Anschauung über Gott, Welt und Versöhnung zu bekommen, bei der man sich am bequemsten befindet, ist nicht viel mehr für den wahren Forscher das Resultat seiner Forschung geradezu etwas Gleichgültiges? Suchen wir denn bei unserem Forschen Ruhe, Friede, Glück? Nein, nur die Wahrheit, und wäre sie höchst abschreckend und häßlich.

Noch eine letzte Frage: Wenn wir von Jugend an geglaubt hätten, daß alles Seelenheil von einem Anderen als Jesus ist, ausfließe, etwa von Muhamed, ist es nicht sicher, daß wir derselben Segnungen theilhaftig geworden wären? Gewiß, der Glaube allein segnet, nicht das Objektive, was hinter dem Glauben steht. Dies schreibe ich Dir nur, liebe Lisbeth, um dem gewöhnlichsten Beweismittel gläubiger Menschen damit zu begegnen, die sich auf ihre inneren Erfahrungen berufen und daraus die Untrüglichkeit ihres Glaubens herleiten. Jeder wahre Glaube ist auch untrüglich, er leistet das, was die betreffende gläubige Person darin zu finden hofft, er bietet aber nicht den geringsten Anhalt zur Begründung einer objektiven Wahrheit.

Hier scheiden sich nun die Wege der Menschen; willst Du Seelenruhe und Glück erstreben, nun so glaube, willst Du ein Jünger der Wahrheit sein, so forsche.

Dazwischen giebt es eine Menge halber Standpunkte. Es kommt aber auf das Hauptziel an.4

Verzeihe mir diese langweilige und nicht gerade gedankenreiche Auseinandersetzung. Du wirst Dir dies Alles schon oftmals und immer besser und schöner gesagt haben.

Auf diesen ernsten Grundstock will ich aber nun ein um so lustigeres Gebäude aufführen. Ich kann Dir diesmal von wunderschönen Tagen erzählen.

Am Freitag den 2t. Juni reiste ich nach Köln herüber zum niederrheinischen Musikfest.5 An demselben Tage wurde dort die internationale Ausstellung eröffnet. Köln machte in diesen Tagen einen weltstädtischen Eindruck. Ein unendliches Sprachen- und Trachtengewirr—ungeheuer viel Taschendiebe und andre Schwindler—alle Hotels bis in die entlegensten Räume gefüllt—die Stadt auf das Anmuthigste mit Fahnen geschmückt—das war der äußere Eindruck. Als Sänger bekam ich meine weißrothe seidne Schleife auf die Brust und begab mich in die Probe. Du kennst leider den Gürzenichsaal nicht, ich habe Dir aber in den letzten Ferien eine fabelhafte Vorstellung erweckt durch den Vergleich mit dem Naumburger Börsensaal. Unser Chor bestand aus 182 Sopranen, 154 Alten, 113 Tenören und 172 Bässen. Dazu ein Orchester aus Künstlern bestehend von etwa 160 Mann, darunter 52 Violinen, 20 Violen, 21 Cellis und 14 Contrebässe. Sieben der besten Solosänger und Sängerinnen waren herangezogen worden. Das Ganze wurde von Hiller dirigirt.6 Von den Damen zeichneten sich viele durch Jugend und Schönheit aus. Bei den 3 Hauptconzerten erschienen sie alle in Weiß, mit blauen Achselschleifen und natürlichen oder gemachten Blumen im Haar. Eine Jede hielt ein schönes Bouquet in der Hand. Wir Herren alle in Frack und weißer Weste. Am ersten Abend saßen wir noch bis tief in die Nacht hinein zusammen und ich schlief endlich bei einem alten Frankonen7 auf dem Lehnstuhl und war den Morgen ganz taschenmesserartig zusammengeknickt. Dazu leide ich, beiläufig bemerkt, seit den letzten Ferien an starkem Rheumatismus in dem linken Arm. Die nächste Nacht schlief ich wieder in Bonn. Den Sonntag war das erste große Conzert. "Israel in Aegypten von Händel." Wir singen mit unnachahmlicher Begeisterung bei 50 Grad Reaumur. Der Gürzenich war für alle drei Tage ausgekauft. Das Billet für das Einzelconzert kostete 2-3 Thaler. Die Ausführung war nach aller Urtheil eine vollkommene. Es kam zu Scenen, die ich nie vergessen werde. Als Staegemann und Julius Stockhausen "der König aller Bässe" ihr berühmtes Heldenduett sangen, brach ein unerhörter Sturm des Jubels aus, achtfache Bravos, Tusche der Trompeten, Dacapogeheul, sämmtliche 300 Damen schleuderten ihre 300 Bouquets den Sängern ins Gesicht, sie waren im eigentlichsten Sinne von einer Blumenwolke umhüllt. Die Scene wiederholte sich, als das Duett da capo gesungen war.

Am Abend begannen wir Bonner Herren alle zusammen zu kneipen, wurden aber von dem Kölner Männergesangverein in die Gürzenichrestauration eingeladen und blieben hier unter carnevalistischen Toasten und Liedern, worin der Kölner blüht, unter vierstimmigem Gesange und steigender Begeisterung beisammen. Um 3 Uhr Morgens machte ich mich mit 2 Bekannten fort; und wir durchzogen die Stadt, klingelten an den Häusern, fanden nirgends ein Unterkommen, auch die Post nahm uns nicht auf—wir wollten in den Postwägen schlafen—bis endlich nach anderthalb Stunde ein Nachtwächter uns das Hotel du Dome aufschloß. Wir sanken auf die Bänke des Speisesaals hin und waren in 2 Sek. entschlafen. Draußen graute der Morgen. Nach 1½ Stunde kam der Hausknecht und weckte uns, da der Saal gereinigt werden mußte. Wir brachen in humoristisch verzweifelter Stimmung auf, giengen über den Bahnhof nach Deutz herüber, genossen ein Frühstück und begaben uns mit höchst gedämpfter Stimme in die Probe. Wo ich mit großem Enthusiasmus einschlief (mit obligaten Posaunen und Pauken). Um so aufgeweckter war ich in der Aufführung am Nachmittag von 6-11 Uhr. Kamen darin doch meine liebsten Sachen vor, die Faustmusik von Schumann und die a dur Symph. v. Beethov. Am Abend sehnte ich mich sehr nach einer Ruhestätte und irrte etwa in 13 Hotels herum, wo alles voll und übervoll war. Endlich im 14ten, nachdem auch hier der Wirth mir versicherte, daß alle Zimmer besetzt sein, erklärte ich ihm kaltblütig, daß ich hier bleiben würde, er möchte für ein Bett sorgen. Das geschah denn auch, in einem Restaurationszimmer wurden Feldbetten aufgeschlagen, für eine Nacht mit 20 Gr. zu bezahlen.

Am dritten Tage endlich fand das letzte Conzert statt, worin eine größere Anzahl von kleineren Sachen zur Aufführung kam. Der schönste Moment daraus war die Aufführung der Sinfonie von Hiller mit dem Motto "es muß doch Frühling werden," die Musiker waren in seltner Begeisterung, denn wir alle verehrten Hiller höchlichst, nach jedem Theile ungeheurer Jubel und nach dem letzten eine ähnliche Scene nur noch gesteigert. Sein Thron wurde bedeckt mit Kränzen und Bouquet einer der Künstler setzte ihm den Lorberkranz auf, das Orchester stimmte einen 3fachen Tusch an, und der alte Mann bedeckte sein Gesicht und weinte. Was die Damen unendlich rührte.

Noch besonders will ich Dir eine Dame nennen, Frau Szarvadi aus Paris, die Klaviervirtuosin. Denke Dir eine kleine noch junge Persönlichkeit, ganz Feuer, unschön, interessant, schwarze Locken.

Die letzte Nacht habe ich aus gänzlichem Mangel an dem nervus rerum wieder bei dem alten Frankonen verbracht und zwar auf der Erde. Was nicht sehr schön war. Morgens fuhr ich wieder nach Bonn zurück.

"Es war eine rein künstlerische Existenz," wie eine Dame zu mir sagte.

Man kehrt mit förmlicher Ironie zu seinen Büchern, zu Textcritik u[nd] and[erem] Zeug zurück.

Daß ich nach Leipzig gehe, ist sicher. Der Jahn Ritschl Streit wüthet fort. Beide Parteien drohen sich mit vernichtenden Publikationen. Deussen wird wahrscheinlich auch nach Leipzig gehn.8

Zum Schulfest (21 Mai)9 sandten wir Bonner Pförtner ein Telegramm an das Lehrercollegium und bekamen eine sehr freundliche Antwort.

Heute machen wir eine Pförtnerspritze nach Königswinter.— Unsere rothen Stürmer mit goldner Litze sehen vorzüglich aus.10

Ich werde nächstens an den lieben Rudolf schreiben, der mir einen so liebenswürdigen Brief geschickt hat. Sage der lieben Tante u[nd] dem lieben Onkel meine herzlichsten Empfehlungen[.]11

Fritz.

1. May 26, 1865 letter from Elisabeth.
2. "Lama": Nietzsche's nickname for Elisabeth.
3. Moritz Schenkel and Edmund Oehler.
4. Around this time, Nietzsche had read David Friedrich Strauss' Das Leben Jesu für das deutsche Volk bearbeitet. 2. Aufl. Leipzig: Brockhaus, 1864. Cf. Paul Deussen, Erinnerungen an Friedrich Nietzsche. Leipzig: Brockhaus, 1901: 20: "Um diese Zeit war das neue Leben Jesu von Strauß erschienen. Nietzsche schaffte es sich an, und ich folgte seinem Beispiele. In unseren Gesprächen konnte ich nicht umhin, meine Zustimmung auszudrücken. Nietzsche erwiderte: 'Die Sache hat eine ernste Konsequenz; wenn Du Christus aufgiebst, wirst Du auch Gott aufgeben müssen.'" (Around this time [March-April 1865], the new [edition of the] Life of Jesus by Strauss was published. Nietzsche acquired it, and I followed suit. In our conversations I could not help but express my approval. Nietzsche replied: "The matter has a serious consequence; if you abandon Christ, you will also have to abandon God.")
5. Nietzsche took part, as a bass soloist, in the Lower Rhenish Musical Festival, held in Cologne on June 4-6, 1865. For the actual program, see KGB I/4, 363-65. For reviews of the performances, see Niederrheinische Musik-Zeitung für Kunstfreunde und Künstler. Jhrg. III. Köln: DuMont-Schauberg, 1865: 177-179; Allgemeine musikalische Zeitung. Jhrg. XIII. Leipzig: Breitkopf und Härtel, 1865: 386-389.
6. Ferdinand Hiller (1811-1885).
7. Nietzsche was a member of the "Frankonia" fraternity in Bonn from October 1864-October 1865; he later regretted his decision (see, e.g., Kösen, 10-11-1866: Letter to Carl von Gersdorff in Berlin.)
8. At Bonn, the dispute between Otto Jahn and Friedrich Ritschl over Jahn's clandestine attempt to hire Hermann Sauppe finally led to Ritschl's departure for the University of Leipzig. Nietzsche followed Ritschl to Leipzig, while Deussen did not.
9. At Schulpforta.
10. The colors of the Franconia uniform.
11. Franziska Nietzsche's sister Ida Schenkel (1833-?); her husband Moritz (1834-1909), pastor at Cainsdorf, near Dresden; his brother Rudolf Schenkel (1844-1889), a lawyer.

1865 Translated Correspondence.

 


Franziska Nietzsche at 25.
From tinted photo, ca. 1850.1
Colorized and enhanced image ©The Nietzsche Channel.

Bonn, February 2, 1865:
Letter to Franziska and Elisabeth Nietzsche.

My dear mamma,

Above all, I would like to possess a good pen so that I can write you a really nice letter. For mine scratches way too much for me. Then I would like to send you a fresh blooming hyacinth, for no flower reminds me of your dear birthday2 as vividly as this one. Finally, I would like to have enough money in order to pay you a little morning visit and express my best, warmest wishes in person.

"But since it cannot be,
I will stay here alone."3

That's sad, isn't it? But in two months this period of separation will also be over. But today we shall be thinking of each other quite, quite vividly, and if you eat carp for lunch, I shall have a good taste of it on my tongue.

I was so happy to receive your last very detailed letter.4 I hadn't had a letter since the New Year. A few days ago, however, Uncle Edmund5 told me a great deal about his health and family circumstances. On the other hand, I am still missing news from Gustav and Wilhelm,6 to whom I wrote before and after Christmas.7 Did Gersdorff and Kuttig8 visit you again?9 Both are expected to write to me again, but Gersd[orff] will have little time due to the forthcoming exam.10

I can tell you all sorts of things about my life. Many, unusually many, artistic delights. Thursday, a delightful choral society concert11 like I have never heard before. Friday, Friederike Gossmann in several charming little comedies.12 I still have a lot to tell you about her, you, dear Lisbeth, would be fabulously "enchanted" if you saw her.13 She appeared in The Cricket,14 The Taming of the Shrew,15 "Fire in the Girls' School"16 and "She Writes to Herself,"17 and most recently "She Has Discovered Her Heart."18 Of course we were altogether and especially in love with her, at night in the pub we howled at the songs she sang and rubbed a salamander to her health.19 On Sunday in Cologne, I heard Bürde-Ney as Valentine in Me[y]erbe[e]r's [The] Huguenots.20 Don't you think that's a lot in a row? As far as my holidays are concerned, I cannot write anything more definite than that I will be there at the beginning of April. It is now certain that we must plan a list of events for the time we will be together. Incidentally, I certainly cannot stay in Bonn for longer than a year, that's clear to me. I hope that I will get the necessary benefits from Bonn. I know that my staying here costs a lot of money. I am by no means lavish in any way, but the housing costs are always very high. I just want to write to you what I have to pay for everything at the moment — not including everything that can still be postponed — another 30 thl. to my landlord, 10 thl. to a friend,21 borrowed at the beginning of January, and at least 15 thl. to tradesmen, barkeepers, etc. That's really quite bad. I am often angry at myself about it, the fact that money and coin never last long. Future semesters will certainly be much cheaper. But, maman, if you think that I can get by on 30 thl. a month, unfortunately that's very incorrect.

All this, however, is more offensive than pleasant. Therefore I will brush it aside and merely express the wish to get as much money as possible as soon as possible, since it is an unpleasant feeling to hear some philistines knocking at the door every morning without having money.

That the songs22 please you in general makes me quite happy. I spoke in detail about them with the local director, Brambach. But now I have no firm plans to compose anything this year. He strongly advised me to take lessons in counterpoint. But I have no means for that. I want to tell you in person my reasons for not composing anything. Don't you know a nice present that I could give the man? I do not like to accept favors if I cannot give them in return.

In addition: I am involved with the local Gustav Adolf Society. I am going to give a lecture there soon.23

One more thing: my turn to philology has been decided. To study both is doing things by halves.24

And finally, dear mama, I turn to you again to wish you once more the best and most beautiful things that only I can. All three of us want to wish quite sincerely that the following year will pass by without any grief or sorrow, and we, my dear Lisbeth and I, want to do our best to make it happen. I know, dear mama, that you accompany me on all my paths with the warmest thoughts. And the fact that even university life is full of unpleasant experiences and inner discord is unfortunately true. Therefore, let us embellish each other's paths of life with affectionate actions and thoughts.

Fare quite, quite well, dear mama.

Greetings to my dear aunts!25

Your Fritz.

1. Franziska Nietzsche, at 25, ca. 1850. Two reproductions: 1. by Atelier Hertel, Weimar; and 2. by Louis Held, Weimar. GSA 101/315. The date of the photo is uncertain. GSA lists it as 1845, and Nietzsche Chronik as ca. 1850. See Friedrich Nietzsche. Chronik in Bildern und Texten. München: Hanser, 2000, 13.
2. Franziska Nietzsche's birthday was on February 2.
3. Cf. the folksong, "Der Flug der Liebe." In: Johann Gottfried von Herder, Sämmtliche Werke. Zur schönen Literatur und Kunst. Achter Theil. Stimmen der Völker in Liedern. ... Tübingen: Cotta, 1807, 482. "Wenn ich ein Vöglein wär', / Und auch zwey Flüglein hätt', / Flög' ich zu dir; / Weil es aber nicht kann seyn, / Bleib' ich allhier." (If I were a little bird, / And also had two little wings, / I would fly to you; / But since it cannot be, / I will stay here.)
4. The letter is lost.
5. Edmund Oehler (1832-1891), his maternal uncle in Gorenzen.
6. Nietzsche's friends in Naumburg since childhood: Gustav Krug (1844-1902) and Wilhelm Pinder (1844-1928).
7. The letters are lost.
8. Victor Kuttig (1846-1901): a student at Schulpforta.
9. Carl von Gersdorff visited Naumburg on 11-27-1864.
10. Carl von Gersdorff's Abitur, the final exam prior to graduation.
11. A reference to the 01-26-1864 third subscription concert of the Bonn Municipal Choral Society conducted by its music director, Carl Joseph Brambach (1833-1902). The program included: Symphony in E flat major by Franz Joseph Haydn (1732-1809); G-minor Piano Concerto by Martin Wallenstein (1843-1896); Op. 139 for choir and orchestra by Franz Schubert (1797-1828); Solo pieces for piano performed by Martin Wallenstein; In the Highlands, Scottish Overture by Niels Wilhelm Gade (1817-1890); Biem Abschied zu singen, Op. 84, by Robert Schumann (1810-1856); Fantasy for piano, voices, chorus and orchestra, Op. 80 by Ludwig van Beethoven.
12. Friederike Gossmann (1838-1906): German-Austrian actress who performed in plays by August Förster and Wolfgang Müller von Königswinter. See Notes 15 and 17.
13. Nietzsche is teasing Elisabeth for her overuse of "enchanting" to describe everything she adores.
14. Charlotte Birch-Pfeiffer (1800-1868), Die Grille. Schauspiel in 5 Aufzügen, mit theilweiser Benugung des Romans: "la petite Fadette," von George Sand. Hamburg: Schuberth, 1857.
15. William Shakespeare, The Taming of the Shrew. Performed in Bonn on 01-20-1865.
16. August Förster (1828-1889), Feuer in der Mädchenschule. Lustspiel in 1 Akt nach dem Französischen. Berlin: Kolbe, 1860.
17. Carl von Holtei (1797-1880), Sie schreibt an sich selbst. Lustspiel in 1 Akt nach dem Französischen. 1843. In: Theater von Carl von Holtei. Breslau: Schulz, 1845, 498-508.
18. Wolfgang Müller von Königswinter (1816-1873), Sie hat ihr Herz entdeckt. Lustspiel in 1 Akt. Berlin: Bloch, 1865. 1883 edition. Nietzsche also saw Hedwig Raabe perform in the play in 1866 in Leipzig. Cf. Leipzig, 06-06-1866: Draft of a letter to Hedwig Raabe.
19. A student custom toasting one's health.
20. Jenny Bürde-Ney (1826-1886): German operatic soprano who performed on 01-29-1865 in The Huguenots by Giacomo Meyerbeer (1791-1864).
21. Presumably Hermann Mushacke. Cf. Bonn, 08-24-1865: Letter from Hermann Mushacke to Nietzsche in Naumburg.
22. Some lieder which Nietzsche wrote on 12-13-1864. Cf. Bonn, December 1864: Letter to Franziska and Elisabeth Nietzsche. See The Nietzsche Channel, Friedrich Nietzsche in Words and Pictures. Appendix 2. Chronology of Nietzsche's Music, 2012, 11-17.
23. On Monday 03-13-1865 (lecture nights at the Gustav Adolf Society were always held on Mondays), Nietzsche delivered his lecture on "Die kirchlichen Zustände der Deutschen in Nordamerika" (The Ecclesiastical Situation of Germans in North America). See BAW 3, 84-97; KGW 1/4, 18-31. The lecture was not an independent work but was mostly lifted from a book about America by the German-American theologian Philipp Schaff (1819-1893): Amerika. Die politischen, socialen und kirchlich-religiösen Zustände der Vereinigten Staaten von Nordamerika. Mit besonderer Rücksicht auf die Deutschen aus eigener Anschauung dargestellt von Dr. Philipp Schaff, Professor der Theologie zu Mercersburg in Pennsylvania. (America. The Political, Social and Ecclesiastical-Religious Situation of the United States of North America. With special respect to Germans from personal experience described by Dr. Philipp Schaff, Professor of Theology at Mercersburg, Pennsylvania.) Berlin: Wiegandt und Grieben, 1854. Cf. Bonn, mid-March 1865: Letter to Franziska and Elisabeth Nietzsche in Naumburg.
24. Cf. Bonn, 11-10/17-1864: Letter to Franziska and Elisabeth Nietzsche in Naumburg.
25. Rosalie Nietzsche (1811-1867), his paternal aunt; Friederike Dächsel (1793-1873): the step-sister of Nietzsche's father, and the wife of Carl August Dächsel (1790-1858) in Naumburg.

Nietzsche in the Arts: 1890-Present
Over 1,500 works of art.

Latest Additions.

Friedrich Nietzsche.
© Dan Panosian.1
Ink Portrait, 2023.2
Enhanced image The Nietzsche Channel.


Dan Panosian.
Photo by Armen Poghosyan.

"Aus der Kriegsschule des Lebens. — Was mich nicht umbringt, macht mich stärker." (Out of life's school of war. — What does not destroy me, makes me stronger.)3

1. Dan Panosian (1969-): autodidactic American artist. For his short autobiography from 2018, see Dan Panosian, "BACK STORY IS IMPORTANT." In: Dan Panosian, Slots. Portland: Image Comics, 2018, [142]. Facebook. Instagram. Twitter.
2. Portrait of Nietzsche, possibly based on a photo of a 1901 sculpture of Nietzsche by Karl August Donndorf. Signed "PANOSIAN" beneath portrait. Inscribed at right: "What doesn't / kill you, / makes you / stronger. // Friedrich Nietzsche / (1888)[.]" First posted on Facebook on 06-12-2023, and on Twitter on 07-03-2023.
3. Götzen-Dämmerung. "Sprüche und Pfeile," 8 (Twilight of the Idols, "Maxims and Arrows," 8). Nietzsche's first draft of this aphorism was actually a shot at Richard Wagner. Cf. Nachlass, Frühjahr 1888 15[118]: "Sprüche eines Hyperboreers. [....] Was uns nicht umbringt — das bringen wir um, das macht uns stärker. Il faut tuer le Wagnerisme." (Maxims of a Hyperborean [....] What does not destroy us — we slay, making us stronger. Wagnerism must be slain.)

Angelo ribelle con cuore rosso.
© Osvaldo Licini.1
Oil on canvas, 1953.2
Enhanced image The Nietzsche Channel.


Osvaldo Licini.

"sono contento di sapervi a Venezia felicemente ritornato nella casa paterna, intero e fatto uomo, cioè fango, nel senso biblico, s'intende. Ed ora che siete tornato 'uomo' da tale fango, non resta che purificarvi, o meglio, come direbbe Nietzsche, superarvi. (I am glad to know you have happily returned to your father's house in Venice, whole and made man, that is, mud, in the biblical sense, of course. And now that you have returned to "man" from this mud, all that remains is to purify yourself, or rather, as Nietzsche would say, overcome yourself.

Ma che cosa è l'uomo? (But what is man?)

Mi rincresce, ma nemmeno Nietzsche ha saputo rispondere a questa domanda. (I am sorry, but not even Nietzsche was able to answer this question.)

Vivere, allora, andare al di là di noi stessi, trascendersi. Ecco perché ancora viviamo, con questa speranza." (To live, then, to go beyond ourselves, to transcend ourselves. That's why we still live, with this hope.)3

1. Osvaldo Licini (1894-1958): Italian artist. Enrolled at the Accademia di Belle Arti in Bologna (1908), and at the Accademia di Belle Arti in Florence (1914). Website.
2. One of many "rebel angel" paintings from the 1950s.
3. Excerpt from Monte Vidon Corrado, 03-24-1943: Letter from Osvaldo Licini to Giuseppe Marchiori (1901-1982). Online.

Nietzsche. Late Prefaces.
Translated and annotated, with an introduction.

We wrote this in 2019 but hit a "roadblock" along the way. We have translated and annotated all the prefaces, and will finish the introduction soon. It will go on sale after that. It would make an interesting book for a class on Nietzsche.
The cover image is from a 1910 painting of the Hotel Edelweiss in Sils Maria, which Nietzsche frequented.

Excerpt from late preface to Mixed Opinions and Maxims.
In dual text with 21 annotations.

Excerpt from Introduction

In 1886, Friedrich Nietzsche's life was at a crossroads: he had just successfully sued his publisher; his books were not selling; his latest work was deemed the product of someone fit for a visit to an alienist. What could he do? When contemporary intellectuals face similar circumstances, wondering how to combat perceived injustice, and simply vent, they often entertain the same idea: start a magazine. Nietzsche would, of course, not choose this path, but instead opted to try to expand his influence — and income — by augmenting his previous works with additional prefaces. The prefaces would both answer his critics and illuminate the arc of his intellectual journey. In August of 1886, for example, Nietzsche explained his plans to his new — and former — publisher, Ernst Wilhelm Fritzsch, who in 1872 had published Nietzsche's first book, The Birth of Tragedy, and who was on board to continue:

Dear and worthy publisher,

It gives me great pleasure to be able to speak with you again like this!1 Just when I instructed C. G. Naumann2 to deliver to you a copy of my new work,3 your telegram arrived: I took this coincidence as a favorable and kindly omen of my destiny. —

Schmeitzner is now no longer indebted to me: I have reserved the rights for potential new editions.4

This fall and winter, you should devote yourself to the distribution of the still not "released" Zarathustra,5 which, to some extent, will be a very attractive contrast next to my just-published book, Beyond Good and Evil; on the other hand, the just-mentioned work is a kind of introduction to the background of Zarathustra; people will even discover that it does not concern flights of fancy and imaginary things.6 — Perhaps the three parts could be stitched together? For the prologue of the first part applies to the entire work. And the salability seems easier to me if on the collective title page is:

Thus Spoke Zarathustra.
A Book for All and None.
By
Friedrich Nietzsche.
In Three Parts.

It's a pity that I cannot explain to you in person my ideas on what seems to me advisable with regard to the other books. The number of copies is so great that it might seem as if it were an entirely new edition. This has given me an idea. If the title and cover pages were to be replaced and in any case some bookbinder work were necessary, what do you think? Would it not be reasonable to utilize that impression, i.e., to have it printed on the title [page].

New edition
Augmented by a Preface. (or
Introduction etc?)

You will notice that Hum[an] All Too Hum[an], Dawn, The Joyful Science lack a preface: there were good reasons at the time these works were developed that I imposed a silence on myself — I was still too close, still too much "within'' [them] and barely knew what had happened to me. Now that I myself can best and most accurately say what are the special and incomparable things in these works, and how they inaugurate a new literature for Germany (the prelude of a moralistic self-education and culture, which has hitherto been lacking in Germans), I would like to decide upon such retrospective and supplementary prefaces. My writings represent an ongoing development, which will not only be my personal experience and fate: — I am only the first, an upcoming generation will understand what I have experienced by itself and have a discriminating palate for my books. The prefaces might make clear what is necessary in the course of such a development: from which incidentally a benefit would ensue, the fact that once someone is hooked on one of my works, he would have to ingest them all.

In the event that my idea appeals to you and makes sense, I will spend this winter on coming up with such prefaces: my attempt would be to give each of these prefaces such an independent value that for their sake alone the works would have to be read. — Starting with "Human, All Too Human," of which 511 copies are still available, just enough to represent a new edition? What do you think? The two appendices to it (Mixed Opinions and Maxims and The Wanderer [and His Shadow]) might then perhaps be published the year after? As a second volume? —

I think you understand me, my dear and highly esteemed Mr. Fritzsch, that with all of these proposals, I have your interest in mind; I would absolutely not ever want you to regret the great confidence that you have given me by purchasing all my previous literature.

On the back of the cover of the last-published book, you will find a kind of overview and program about my past and future activity. There shall be 10 works, and no more, with which I will "survive"; 6 of them are now in your hands. Simplification of the titles (so that they are easy to quote, e.g., just "The Birth of Tragedy"); but then a short explanation as well where I "prove" the misunderstanding of a title (e.g., for "The Joyful Science" the addition of "gai saber" in parentheses, to remind one of the Provençal origin of my title, and of those poet-knights, the troubadours, who encapsulated all their skills and wishes in that formula) — it seems to me that such things would be useful. More details when I have your reply to my proposals suggested herein.

Your most devoted
Prof. Dr. Nietzsche

NB. You'll never again get such a long letter: the master's eyes forbid it.

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